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Wittlichs stehen wieder auf eigenen Füßen

Oberraden. Gejammert hat Sabine Wittlich nie. Doch 2017 ist selbst die starke Frau aus Oberraden mit ihren Kräften am Ende. Ehemann Markus hat seit elf Jahren Multiple Sklerose (MS), und seine Erkrankung ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass er bei jedem Handschlag Hilfe braucht. Sohn „Joni“ (5) wirbelt durch die Wohnung, und dann diagnostizieren die Ärzte bei Sabine selbst auch noch Krebs. Sie hat einen Tumor in der Brust, die Chemotherapie macht sie fertig – so sehr, dass sie über ihren Schatten springt: Sie bittet um Hilfe. Und die
kommt.

Die Leser unserer Zeitung zeigen sich bewegt vom Schicksal der Familie aus Oberraden (Kreis Neuwied) und greifen tief in die Tasche. In der Folge kann HUL gleich an mehreren Stellen helfen. Heute, kurz vor Weihnachten 2019, sehen die Wittlichs so wieder Licht am Ende des Tunnels. Es geht spürbar bergauf, vor allem für Sabine, die unermüdlich daran arbeitet, wieder auf den eigenen Füßen zu stehen. Denn weil ihre medizinische Behandlung abgeschlossen ist – nach aktuellem Stand erfolgreich – und HUL eine Pflegekraft bezahlt, die sich vormittags um Ehemann Markus kümmert, kann die Enddreißigerin wieder arbeiten gehen. Das macht sie so gut, dass das Neuwieder Therapiezentrum Balance sie gebeten hat, die therapeutische Leitung zu übernehmen. „Sie finden, dass ich qualifiziert bin“, sagt sie mit einem Lächeln. Weil das Einkommen daraus allein aber nicht reicht, bildet sie sich parallel weiter und absolviert eine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin (GGS). Im Frühjahr steht die
Prüfung an.

„Irgendwie müssen wir ja wieder selbst klarkommen. Und wenn wir Gas geben, schaffen wir das auch“, ist sie zuversichtlich, ohne dabei zu vergessen, sich ausdrücklich bei allen Spendern zu bedanken. „Wenn wir die Unterstützung durch den Verein nicht hätten, würde das alles nicht funktionieren. Ich hätte den Wiedereinstieg in die Arbeit nicht schaffen können“, weiß sie und berichtet im gleichen Atemzug von komplizierten und langatmigen Verhandlungen mit der Krankenkasse. „Allein auf das System kann man sich leider nicht verlassen.“ Und Markus? Dessen Gesundheitszustand wird sich nicht mehr verbessern. Seine Lebensfreude hat er dennoch nicht verloren. Das liegt in erster Linie an seiner Familie, zu der neuerdings auch Lucky gehört, ein verspielter einjähriger Bolonka-Hund, der ihm auch auf dem Bett gern Gesellschaft leistet. „Das ist unser Therapiehund“, sagt Sabine Wittlich. „Allerdings nur im übertragenen Sinn. Denn ausgebildet ist er nicht. Das kostet ja ein Vermögen.“

Was Markus zudem Mut gibt, ist, dass er wieder mehr am Leben außerhalb der eigenen vier Wände teilhaben kann. Denn HUL hat nicht nur den behindertengerechten Umbau des Familienautos finanziert, sondern auch den Weg durch den Garten pflastern lassen. Die Wohnung der Wittlichs liegt im ersten Stock, hat aber vom Wohnzimmer zum Garten einen ebenerdigen Ausgang. Früher konnte Markus hier nur bei gutem Wetter hinausgeschoben werden. Jetzt geht das „mal eben“. „Das bedeutet mir unheimlich viel“, freut sich Markus: „Danke!“

Foto: Trotz des gesundheitlichen Schicksals haben die Wittlichs – Jonathan (5), Markus, Sabine und Hund „Lucky“ – den Lebensmut nie verloren. Dank der von HUL finanzierten Pflegekraft kann Sabine Wittlich wieder arbeiten gehen. Sie tut alles dafür, dass die Familie wieder auf eigenen Füßen steht. Foto: Ulf Steffenfauseweh