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Vier Millionen Euro fürs Ahrtal: Wie HELFT UNS LEBEN im Katastrophengebiet für schnelle Hilfe sorgte

Der Wiederaufbau im Ahrtal ist ein Mammutprojekt – auch drei Jahre nach der Flutkatastrophe ist noch unendlich viel zu tun. Viel öffentliches Geld floss und fließt in die Region – aber nicht nur dies: Millionen an Spendengeldern kamen zusammen, auch bei HELFT UNS LEBEN, der Hilfsaktion unserer Zeitung. Wir zeichnen nach, was aus der Hilfe geworden ist.

Vor etwas mehr als drei Jahren verwüstete eine Flutkatastrophe bislang unbekannten Ausmaßes das Ahrtal. Mindestens 135 Menschen starben, viele wurden verletzt. Häuser wurden unbewohnbar, ein ganzer Landstrich zerstört. Die sichtbaren Wunden in der Landschaft des Tals und die unsichtbaren in den Seelen der Menschen sind noch längst nicht alle verheilt, auch wenn sich seit dem 14. Juli 2021 schon viel getan hat. Mit unter den ersten Hilfsorganisationen, die seinerzeit sofort aktiv wurden, war HELFT UNS LEBEN, die Benefizaktion der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben. Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer erinnert sich: „Für uns war klar, dass wir ganz schnell etwas tun mussten.“ Nur wie? Der Vorstand beriet sich, und danach stand fest: Man wollte versuchen, auf eine Art und Weise zu helfen, wie es in solchen Situationen ein Medienhaus besser tun kann als viele andere Organisationen. „Wir stellten Kontakt zu anderen Verlagen her, deren Leserinnen und Leser zu früheren Zeiten durch unsere in anderen Extremsituationen unterstützt worden waren, etwa beim Hochwasser an der Elbe“, so Lewentz-Twer. Die so Angesprochenen ließen sich nicht lange bitten. „Wir bekamen Angebote aus Dresden oder aus dem Allgäu, aber auch aus Oldenburg und anderen Regionen.“

Völlig überwältigt von den Reaktionen

Und damit nicht genug: Natürlich rief die Rhein-Zeitung auch ihre eigenen Leser und Anzeigenkunden zur Unterstützung des Ahrtals auf. „Wir waren von den Reaktionen völlig überwältigt, so viele Leute meldeten sich“, formuliert Lewentz-Twer rückblickend voller Dankbarkeit. Insgesamt vier Millionen Euro kamen zusammen. Eine gigantische Summe, die, so erfreulich sie war, allerdings gleich die nächsten Fragen aufwarf: „Wie verteilt man sie gerecht, schnell und aber auch rechtlich einwandfrei? HELFT UNS LEBEN ist ein gemeinnütziger Verein, für den wir alle ehrenamtlich arbeiten“, erläutert Lewentz-Twer.

Auch für diese Fragen fand sich eine schnelle und pragmatische Lösung: „Wir haben einen Aufruf auf unserer Website veröffentlicht, auf den sich Betroffene melden und ihre Situation schildern konnten“, erläutert die Vorsitzende. Die Reaktion der Menschen im Tal zeigte eindrucksvoll, wie groß die Not und das Bedürfnis nach schneller Hilfe waren. „Schon nach einem Tag musste der Aufruf wieder offline gestellt werden, die Website ist damals unter dem Ansturm fast kollabiert.“

Für den Waldkindergarten in Rech bestellte Manuela Lewentz-Twer (links) über persönliche Kontakte einen speziellen Bauwagen, der von HELFT UNS LEBEN mit rund 100.000 Euro finanziert wurde. Manuela Lewentz-Twer (von links), Innenminister Michael Ebling, RZ-Chefredakteur Lars Hennemann und Ulrike Scheel (Kinderschutzbund) mit dem Kita-Team beim Besuch im Waldkindergarten.

Jeweils 10.000 Euro für 400 Familien

Auf den Verlagsrechnern lagen nun die Hilfegesuche Tausender Menschen aus dem Tal. Jetzt begann die Auswahl: Wer braucht wirklich Hilfe? Wo sollte man etwas tun? Und wo war es auch beim allergrößten Wohlwollen leider doch nicht möglich? Zu diesem Zweck mussten dann, damit es weiter ging, wirklich alle mithelfen. Die Redaktion, die Anzeigenabteilung, das Marketing und die Logistik einschließlich der Zusteller – sie alle prüften über ihre Kontakte vor Ort die Hilfsgesuche. „So kamen wir am Ende auf 400 einzelne Familien, die wir mit jeweils 10.000 Euro unterstützen konnten“, bilanziert Lewentz-Twer.

Aber damit war es immer noch nicht getan. Nun schlug die Stunde der Buchhaltung, die alle Bankverbindungen prüfte, die Beträge anwies und so die korrekte Verwendung der Spendengelder nachwies. „Es war für uns alle ein riesiger Kraftakt. Auch heute noch denke ich voller Respekt daran zurück, wie sehr sich alle engagiert haben“, betont Lewentz-Twer.

„Unglaubliche Energie und Optimismus“

Als sie und andere dann schließlich ins Tal fuhren, um den Begünstigten im Namen von HELFT UNS LEBEN die guten Nachrichten persönlich zu überbringen, wussten alle Beteiligten sofort, warum sich der Einsatz gelohnt hatte. „Manche Bilder, die ich damals gesehen habe, bekomme ich bis heute nicht aus dem Kopf. Aber am Ende bleibt vor allem das Positive haften, die unglaubliche Energie und der Optimismus, mit der die Menschen sich an den Wiederaufbau machten“, sagt Lewentz-Twer.

Manche der Begünstigten steckten das Geld in die Neuanschaffung von Heizungen, andere bezahlten Handwerker oder Trocknungsgeräte. Oder, oder, oder – es gab 400 einzelne Schicksale, jedes lag anders. „Ich bin mir auch heute noch sehr sicher, dass es vor allen Dingen sehr wichtig war, dass wir alles so schnell hinbekommen haben“, stellt Lewentz-Twer fest. In der Tat: Vor Weihnachten 2021 war alles unter Dach und Fach. Zu diesem Zeitpunkt kam insbesondere die staatliche Maschinerie erst langsam ins Rollen. „Auch wir konnten nicht jede Not lindern, das war und ist uns klar. Aber wir waren unbürokratisch und haben nicht einen Cent für Verwaltung oder Gebühren einbehalten“, hält Lewentz-Twer fest.

Rund um den Bauwagen, der aus Spendenmitteln von HELFT UNS LEBEN finanziert wurde und der zum Standquartier des Waldkindergartens geworden ist, ist ein grünes Idyll mit viel Holz, Blumen und Spielgeräten entstanden.

Auch danach blieb der Kontakt ins Tal erhalten. Vor allem über das eine oder andere Sonderprojekt, etwa Hilfe für Schulen. Und natürlich über den Waldkindergarten in Rech, für den Manuela Lewentz-Twer über persönliche Kontakte einen speziellen Bauwagen bestellte, der dann von HELFT UNS LEBEN mit rund 100.000 Euro finanziert wurde. Er wurde zum Zentrum einer liebevoll gepflegten Anlage am Ortsrand, wo sich mittlerweile Menschen aller Altersgruppen treffen und das pflegen, was sie stark macht: ihre Gemeinschaft und das Miteinander. „Wenn man das sieht, geht einem wirklich das Herz auf. Für so etwas sind wir da, jetzt und in Zukunft. Wir stehen auch weiter fest an der Seite des Ahrtals“, verspricht Lewentz-Twer.