Ahrtal. Der Wiederaufbau des Ahrtals hat begonnen. Überall wird aufgeräumt, angepackt und neu geplant. Noch immer wiegen die Verluste schwer. Noch immer ist manches kaum zu fassen, was sich in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli ereignet hat. Aber es gibt auch immer mehr Zeichen der Hoffnung. Die Menschen in der Region wollen ihre schwer getroffene Heimat wieder zu einem lebenswerten Ort machen. Wie das im Detail geschehen kann und muss, ist vielfach noch unklar. Gleichwohl ist jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe nötig.
Auch HELFT UNS LEBEN, die Hilfsorganisation der Rhein-Zeitung, hatte deshalb bereits kurz nach der Flutnacht zu Spenden aufgerufen. Die Hilfsbereitschaft der Leserinnen und Leser, aber auch von befreundeten Regionalzeitungen aus dem gesamten Bundesgebiet war überwältigend. Rund 3,5 Millionen Euro sind bislang eingegangen, dazu wird noch ein bereits zugesagter Betrag in Höhe von 200 000 bis 300 000 Euro von der „Sächsischen Zeitung“ aus Dresden erwartet. Am Freitag trafen sich Vertreter der von der Flut am stärksten betroffenen Gemeinden und HELFT UNS LEBEN im Rathaus von Bad Neuenahr-Ahrweiler, um über die Aufteilung der Summe und die weitere Verwendung der Gelder zu beraten. Für die Kommunen waren anwesend Stadtbürgermeister Guido Orthen (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Stadtbürgermeister Andreas Geron (Sinzig), Verbandsbürgermeisterin Cornelia Weigand (VG Altenahr) und Verbandsbürgermeister Guido Nisius (VG Adenau). HELFT UNS LEBEN wurde von der Vorsitzenden Manuela Lewentz-Twer sowie dem stellvertretenden Vorsitzenden Lars Hennemann vertreten. Auch Walterpeter Twer, Verleger des Mittelrhein-Verlages, in dem die Rhein-Zeitung erscheint, nahm an dem Treffen teil.
Zunächst bekundeten die Bürgermeisterin und die Bürgermeister geschlossen ihre Dankbarkeit für die Hilfe. „Das ist es, worauf es jetzt ankommt. Die Menschen warten auf solche Zeichen“, betonte Weigand. Gleichzeitig war sich die Runde rasch einig, dass die Verteilung der Spenden absolut transparent ablaufen müsse und dass niemand auch nur scheinbar bevorzugt oder benachteiligt werden dürfe. „Die Überlebenden haben genug Wunden geschlagen bekommen. Durch eine Neiddiskussion würden nur weitere dazukommen“, ergänzte Andreas Geron. Darauf basierend einigte man sich auf folgendes Verfahren: Die Gemeinden verständigen sich auf einen Schlüssel zur Aufteilung der Gesamtsumme. Danach geht der so errechnete Anteil an die beiden Städte und die beiden Verbandsgemeinden. Für die Auszahlung genügen dann einfache Anträge an HELFT UNS LEBEN. Zur weiteren Abwicklung an Ort und Stelle haben alle Kommunen bereits entsprechende Gremien oder Hilfsfonds eingerichtet, die dann am Ort das Geld weiter verteilen werden.
„Ziel ist es, gemäß dem Satzungszweck von HELFT UNS LEBEN vor allem hilfsbedürftige Kinder und Familien zu unterstützen“, betonte Manuela Lewentz-Twer. „Wir werden ermitteln, wie viele Menschen die Hilfe brauchen, danach werden schnell und unterschiedslos identische Beträge ausgezahlt. Seien Sie versichert, dass auch bei uns nicht 1 Cent irgendwo versickern wird. Wir sind solche Nachweise auch schuldig, unter anderem gegenüber der Rechnungsprüfung der Kreisverwaltung“, erläuterte Guido Orthen.
Unmittelbar im Nachgang zum Treffen übermittelte Orthen den Verteilungsschlüssel, auf den sich die vier Politiker verständigt haben. Demnach sollen jeweils 40 Prozent der Spendensumme (einschließlich des noch ausstehenden Betrages aus Dresden) an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Verbandsgemeinde Altenahr gehen, 15 Prozent an die Stadt Sinzig, 5 Prozent an die Verbandsgemeinde Adenau. Dies entspräche bei einer angenommenen Gesamtsumme von 3,8 Millionen Euro überschlägig jeweils rund 1,52 Millionen beziehungsweise 570 000 und 190 000 Euro.
Die Rhein-Zeitung wird auf Basis dieser Verabredung Kontakt zu den befreundeten Zeitungen aufnehmen und fortlaufend über die weitere Auszahlung und Verwendung der Spenden berichten. Walterpeter Twer zeigte sich am Freitag sehr beeindruckt von der Einigkeit und Entschlossenheit der Politiker: „So etwas erlebt man selten. Um so wichtiger ist es, dass der Wiederaufbau jetzt mit Weitblick vorangetrieben wird. Die Fehler der Vergangenheit dürfen sich nicht wiederholen.“