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Nach Hirn-OP: Jeremy (16) muss weiter kämpfen

Schwere und seltene Krankheit stellt gesamte Familie aus Polch vor große Probleme

Polch. Sein Schicksal bewegt viele Menschen in der Region: Mit nur 15 Jahren ist der Polcher Teenager Jeremy Logan Stolze schwer erkrankt. Wochenlang schwebte er in akuter Lebensgefahr. Ein vier Zentimeter großes Aneurysma wurde in seinem Hirnstamm entdeckt. Dabei handelt es sich um eine krankhafte Aufweitung eines Gefäßes in seinem Kopf, die nicht entfernt werden kann und platzen könnte. Ein harter Kampf liegt hinter dem Jugendlichen – und ein schwerer Weg noch vor ihm.

Für die Familie Stolze kam der Schock Ende Februar. Die Nachricht von der seltenen Krankheit traf sie aus heiterem Himmel, denn bis dahin war Jeremy ein völlig gesunder und fröhlicher Teenager. Mit Kopf- und Nackenschmerzen, Erbrechen und weiteren besorgniserregenden Symptomen kam er damals in eine Klinik. Dort fanden die Ärzte heraus, dass der Jugendliche eine Hirnblutung hatte. Wochen benötigte sein Körper, bis er bereit für die ersehnte Operation war: Dabei wurden Stents gesetzt, die eine erneute Blutung und ein Ausbreiten des Aneurysmas verhindern sollen.

Nach Aussage der Ärzte ist die OP wie geplant verlaufen. Positiv überrascht waren seine Eltern, dass ihr Sohn, der vor Kurzem 16 Jahre alt geworden ist, nach dem Aufwachen wieder sprechen konnte. „Das war für uns ein Moment von großer Freude“, erinnert sich Mutter Nicol Stolze (40). Doch verschwinden wird das Aneurysma wohl nie wieder. Die Hirnkammer des Jugendlichen ist nach wie vor vergrößert. Und ob die eingesetzten Stents die akute Gefahr nun abgewandt haben, lässt sich momentan noch gar nicht abschließend sagen.

Mittlerweile sieht Jeremy wieder vitaler und fitter aus. Insgesamt hat sich an seiner körperlichen Situation aber auch nach der OP nicht viel gebessert. Seine linke Körperhälfte kann er kaum bewegen, auch seine linke Gesichtshälfte ist beeinträchtigt. Er muss unter anderem gefüttert und gewaschen werden. Momentan befindet sich der Jugendliche in einer Rehaeinrichtung in der Nähe des Bodensees. Dort erhält er täglich mehrere Stunden lang Ergo-, Logo- und Physiotherapie. „Umso länger er in der Reha bleibt, umso höher ist die Chance, dass er wieder seine Körperfunktionen erlangen kann“, erklärt Vater Ronny Stolze. Inwieweit er sich noch erholen wird, ist aber noch nicht abzusehen. „Die jüngste Aussage von Pflegern und Ärzten war, dass er langzeitpflegebedürftig ist und es wohl auch so bleibt“, sagt er. Geistig ist Jeremy dagegen nach wie vor voll klar. Bald soll er wieder unterrichtet werden.

Neben seinen körperlichen Beeinträchtigungen geht es dem 16-Jährigen aber auch psychisch nicht besonders gut. „Er ist labil und frustriert, hat Heimweh und möchte wieder in sein gewohntes Umfeld“, schildert seine Mutter. Erschwerend kommt hinzu, dass seine Eltern nur selten bei ihm sein können. Ronny Stolze steckt gerade mitten in einer Umschulung, Mutter Nicol muss sich auch um Jeremys drei kleinere Schwestern kümmern. „Vor allem aber auch aus finanziellen Gründen können wir nicht so oft zu ihm fahren, wie wir es gerne tun würden. Das nagt ganz extrem an uns“, sagt sie. Für das Ehepaar ist es belastend, seinem Kind nicht häufiger beistehen zu können. „Es ist bedrückend, so machtlos zu sein“, sagt die Mutter und kämpft mit den Tränen. Die Kosten für die Unterbringung der Eltern am Bodensee werden von der Krankenkasse nur zum Teil bezahlt. Oftmals sind daher nur längere Telefonate möglich.

Das Schicksal Jeremys hat unterdessen eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst: Die Kinder der Kiga „Backhaus“ verkauften Muffins für Jeremy. Das Bistro Bauernschmause stockte den Erlös auf. Auch HELFT UNS LEBEN, die große Hilfsaktion unserer Zeitung, wird Jeremy und seine Familie unterstützen. Das beschloss der Vorstand einstimmig. Unsere Lokalredaktion hatte den gemeinnützigen Verein auf das Schicksal des Jungen aufmerksam gemacht.

Foto: Im Kreis seiner Schwestern fühlt sich Jeremy (16) wohl. Inzwischen kann der Teenager aus Polch wieder sprechen. Doch er wird wohl ein Leben lang auf Pflege angewiesen bleiben. Foto: Familie Stolze