Menü

Mehr als 26 Millionen Euro

Leser der Rhein-Zeitung unterstützen HELFT UNS LEBEN seit 39 Jahren

Justin Dahm ist schwach. Neun Jahre schon setzt ein inoperabler Hirntumor dem 13-Jährigen aus Miesenheim zu. Der Junge wird über eine Sonde ernährt, sein Pflegebett haben die Eltern ins Wohnzimmer gestellt. Sie müssen ihren Sohn ständig im Blick haben.

Lina Meurer leidet am Phelan-McDermit-Syndrom. Sie kann im Alter von drei bis vier Jahren noch Rutschauto fahren. Dann erleidet sie epileptische Anfälle, muss alle paar Wochen ins Krankenhaus. Ihr Zustand verschlechtert sich immer weiter. Heute kann die Neunjährige aus Mendig weder stehen noch laufen. Sie muss über eine Sonde ernährt werden.

Justin und Lina sind zwei Beispiele aus dem Verbreitungsgebiet des Mittelrhein-Verlags. Zwei Beispiele für Schicksale, bei denen man auf ärztliche Kunst und medizinische Wunder hoffen muss. Aber auch zwei Beispiele, bei denen Geld zwar nicht gesund, aber das Leben ein wenig leichter machen kann: 
Justin und seine Eltern brauchen einen Treppenlift für die tägliche Pflege. Ihr Bad liegt im ersten Stock. Der Wagen von Linas Eltern müsste umgebaut werden, damit ein Rollstuhl hineinpasst und das Kind zur Schule nach Engers gefahren werden kann. Beide Wünsche sind erfüllt – von HELFT UNS LEBEN (HUL).

Die von Manuela Lewentz-Twer geleitete Spendeninitiative des Mittelrhein-Verlags hat die Nöte öffentlich gemacht und um Spenden gebeten. Die Leser zogen mit – in diesen beiden und vielen weiteren Fällen. Und das schon seit 39 Jahren.

1979 wird HELFT UNS 
LEBEN gegründet. Was zunächst nur eine einmalige Weihnachtsaktion für „Müllkinder“ in Kairo sein soll, kommt so gut an, dass es wiederholt wird und sich im Lauf der Zeit immer mehr etabliert. Nach zehn Jahren schon 
institutionalisiert die Verlagsleitung das Erfolgsmodell und lässt es als gemeinnützigen Verein eintragen. Heute ist HUL aus dem sozialen Leben im nördlichen Rheinland-Pfalz kaum mehr wegzudenken.

Denn der Verein setzt konsequent vor der Haustür an. HELFT UNS LEBEN erkennt die Nöte der Menschen, die es auch im Verbreitungsgebiet des Mittelrhein-Verlags gibt. Möge das deutsche Sozial- und Gesundheitssystem im internationalen Vergleich auch hervorragend sein, es fallen noch zahlreiche Menschen durch das Netz. Vor allem Erkrankungen führen häufig zu unverschuldeter Not. Und Familien mit behinderten Mitgliedern müssen oft all ihre Kraft und ihr Geld in die Pflege stecken. „Nebenbei“ noch zu arbeiten, ist da nicht möglich. Sie müssen oft von Hartz IV leben.

Schon kleine Wünsche wie ein Ersatz für die kaputte Waschmaschine oder eine vernünftige Winterjacke, sind dann kaum finanzierbar. Autos, mit denen Angehörige samt Rollstuhl zum Arzt gefahren oder auch einfach einmal aus ihrer sonst so beengten Welt zu Hause herausgeholt werden können, sind erst gar nicht denkbar. Hier setzt HELFT UNS LEBEN an, das helfen will, dass Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Das kann auch die Finanzierung eines Antriebs für den Rollstuhl sein, wie ihn Guido Schumacher bekommen hat. Vor dem Besuch durch HUL hatte er stundenlang Anträge ausgefüllt, um dann von der Krankenkasse doch eine Absage zu bekommen. „Luxus“ sei das, meinte die. Der Verein sah das anders und half, dass „Schumi“ am Leubsdorfer Rheinufer, das er früher von seiner kleinen Wohnung aus nur sehen konnte, jetzt regelmäßig spazieren fahren kann.

Ein anderes Beispiel dafür, wo sich HELFT UNS LEBEN engagiert, sind die sogenannten Wohnumfeldverbesserungen. Treppenlifte und behindertengerecht umgebaute Badezimmer gehören dazu. Die Krankenkassen geben, so wie es gesetzlich auch geregelt ist, dafür einen Maximalzuschuss von 4000 Euro – einmalig im ganzen Leben. Damit können viele wirklich dringliche Wünsche niemals realisiert werden.

Eben in solchen Fällen hilft HELFT UNS LEBEN – schnell und unbürokratisch, aber nicht sorglos. Die rein ehrenamtlichen Vorstandmitglieder – zum Teil Mitarbeiter des Verlags, aber auch Engagierte von außerhalb – besuchen jeden potenziellen Hilfsempfänger und prüfen vor einer Zusage: Ist das sinnvoll? Kann er sich nicht selbst helfen? Sind alle staatlichen Möglichkeiten ausgeschöpft? Ist er unverschuldet in Not geraten? Der Blick in die Augen und der gesunde Menschenverstand sind dabei oft die wichtigsten Entscheidungskriterien. Aber natürlich gehören auch Zahlen in Schwarz auf Weiß dazu. Nur keine seitenlangen Formulare.

Neben der Hilfe vor der Haustür ist Ruanda das zweite Standbein des Vereins. HELFT UNS LEBEN engagiert sich im Rahmen der rheinland-pfälzischen Partnerschaft mit dem ostafrikanischen Land. Jüngstes Projekt: Im Bergdorf Janja finanziert HUL den Bau eines Schlafsaals neben einer integrativen Schule. Damit müssen sich die behinderten Kinder künftig nicht mehr täglich den langen Weg hinauf quälen.

Die Zeitungsleser wissen all das zu schätzen. Neben vielen, vielen Einzelspenden stellen die Menschen in Rheinland-Pfalz bei Spendenaufrufen immer wieder konzertierte Aktionen auf die Beine, bieten den Betroffenen parallel persönlich ganz konkrete Hilfe an, zum Beispiel bei Umbaumaßnahmen. Hinzu kommen wiederkehrende Events. Zwei Beispiele: Beim jährlichen Konzert des Heeresmusikkorps in Koblenz kommen jedes Jahr fünfstellige Beträge zusammen. Und in Neuwied-Feldkirchen haben mehrere junge Leute mit ihrem spektakulären Weihnachtshaus schon mehr als 
40 000 Euro für den guten Zweck gesammelt.

Alles in allem sind so seit der Gründung mehr als 26 Millionen Euro an Spendengeldern bei HELFT UNS 
LEBEN eingegangen. Und weil der Verlag die Verwaltungskosten trägt, sind diese 26 Millionen Euro zu 100 Prozent da angekommen, wo sie gebraucht werden: bei den Not leidenden Menschen.

Die Hilfe beginnt vor der Haustür

Wie Manuela Lewentz-Twer, Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN, den Spendern danken möchte.

Manuela Lewentz-Twer ist die Vorsitzende der Initiative HELFT UNS LEBEN. Leser der Rhein-Zeitung spenden, der Verein HELFT UNS 
LEBEN kümmert sich darum, dass das Geld richtig und zweckmäßig verwendet wird. Regelmäßig besucht Manuela Lewentz-Twer also neue Familien, die in Not und auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Und diese Besuche gehen ihr auch noch nach vielen Jahren sehr nah, wie sie im Interview verrät. Unermüdlich setzt sie sich weiterhin für Hilfsbedürftige ein.

Was war Ihr persönlicher Höhepunkt in der nun fast vier Jahrzehnte langen Geschichte von HELFT UNS LEBEN?

Jedes neue Schicksal, mit dem wir uns beschäftigen, geht unter die Haut. Ich erinnere mich aber besonders an einen jungen Mann aus Ruanda, der in Deutschland war, um hier zu arbeiten und Deutsch zu lernen. Er war Pater, lebte in Vallendar, und es stellte sich heraus, dass er zuckerkrank war und sein Fuß amputiert werden musste. Das war ein ungeheurer Schock für ihn. HELFT UNS LEBEN hat dann seine Prothese finanziert. Ich habe den Fall deswegen in so guter Erinnerung, weil der junge Mann noch Jahre später immer wieder E-Mails geschickt hat. Sogar aus München, wo er dann arbeitete. Es kommt oft vor, dass ich Fotos und Postkarten von Familien bekomme, denen wir geholfen haben. Sie schreiben mir, wie es ihnen heute geht. Das finde ich sehr berührend. Für viele Leute ist es ein Hoffnungsschimmer, wenn wir kommen.

Was macht die Initiative HELFT UNS LEBEN aus?

Zum einen der persönliche Einsatz und zum anderen die Hilfe direkt vor der Haustür. Wir besuchen jede Familie, die von uns unterstützt werden möchte, zu Hause. Wir sehen uns die Umstände an, in denen sie lebt. Wir lernen die Menschen kennen und schauen auch, ob die Hilfe wirklich notwendig ist. So wissen unsere Leser, dass das Geld, das sie spenden, auch dort ankommt, wo es gebraucht wird. Natürlich sind die Besuche sehr aufwendig, und ich muss auch sagen, dass mich die Schicksale der Menschen oft auch zu Hause noch beschäftigen. Ich komme erst zur Ruhe, wenn wir einen Weg gefunden haben, den Menschen zu helfen. Und am Schluss zahlen sich die Bemühungen immer aus.

Mit mehr als 26 Millionen Euro konnte HELFT UNS LEBEN in den vergangenen 38 Jahren Familien und Kindern in Not helfen. Zusammengekommen ist das Geld, weil wahnsinnig viele Rhein-Zeitungs-Leser Beträge gespendet haben. Was würden Sie, Frau Lewentz-Twer, diesen Lesern gern sagen?

Ich würde Ihnen gerne ein ganz großes Dankeschön mit auf den Weg geben. Und ihnen die Gewissheit schenken, dass das Geld, das sie spenden, in guten Händen ist. Ich denke, dass es auch sehr wichtig ist, dass wir regelmäßig über die Projekte von HELFT UNS LEBEN in der Rhein-Zeitung berichten. Denn so vermitteln wir den Spendern das Gefühl, dass es ihr Engagement ist, das Menschen in ihrer Umgebung hilft. Wir möchten das Gefühl, etwas bewirken zu können, mit den Spendern teilen.

Das Gespräch führte Celina de Cuveland