Als Lorena die Diagnose bekommt, steht die Welt kopf. Die Obernhoferin leidet an einer der seltensten Krebsarten der Welt, und das mit gerade einmal 15 Jahren. Ihre Ärzte und Eltern kämpfen seit einem halben Jahr um ihr Leben und brauchen neben viel Kraft auch finanzielle Unterstützung.
Es beginnt mit Rückenschmerzen. Im vergangenen Sommer klagt Lorena Mäurer aus Obernhof im Rhein-Lahn-Kreis über Beschwerden. „Als es nicht besser wurde, gingen wir zum Arzt, und der ertastete einen Knubbel“, berichtet Tatjana Mäurer, Lorenas Mutter. Damit beginnt für die 15-Jährige und ihre Familie eine Odyssee durch Praxen, Behandlungen, Krankenhäuser.
Nach einem MRT fällt schnell der Verdacht auf Knochenkrebs. „Nach dem ersten Schock wandten wir uns an die Kinderonkologie in Münster, mussten aber lange auf einen Termin warten“, so Tatjana Mäurer. Zwischenzeitlich nimmt Lorena bereits starke Schmerzmedikamente. Im Oktober, als es nicht mehr auszuhalten ist, fährt die Mutter mit ihrer Tochter in den Koblenzer Kemperhof in die Notaufnahme und anschließend in eine Fachklinik in Marburg.
Dort endlich ein kleines Aufatmen: Eine Biopsie ergibt, dass der Tumor in Lorenas Rücken kein Krebs sei, „nur ein Neurofibrom, die sind zu 99 Prozent gutartig“, erklärt Lorenas Mutter. Es zieht wieder etwas Alltag ein, Tatjana Mäurer überlegt, wieder in den Berufsalltag einzusteigen.
Doch dann wächst der Tumor innerhalb weniger Tage auf die Größe einer Männerfaust an und muss operiert werden. „Dabei kam heraus, dass nur ein kleiner Teil – ausgerechnet der bei der Biopsie entfernte – gutartig war. So bekamen wir am 10. November die Diagnose: MPNST – ein maligner peripherer Nervenscheidentumor. Eine äußerst seltene Form von Krebs, die weder auf Chemo noch Bestrahlung anspricht.“ Es habe sich angefühlt wie ein Schlag ins Gesicht, beschreibt es Tatjana Mäurer. Plötzlich steht die Welt kopf.
Nach vielem Hin und Her mit den Ärzten entscheidet man sich dann doch für eine Chemotherapie, um den Krebs etwas zu verkleinern und ihn dann großräumig herausoperieren zu können. Eine Woche vor Weihnachten beginnt Lorena, die mittlerweile wegen ihrer Leidenschaft für Dinosaurier das Dinomädchen genannt wird, die Chemo, schreibt in einem Blog auf Facebook über ihre Diagnose, wie sie die Krankheit erlebt, wie sie durch den Alltag kommt. Durch die Chemo verliert sie stark an Gewicht. „Heute wiegt sie bei 1,60 Meter 36 Kilo, wird über eine Magensonde ernährt und ist ein Schatten ihrer selbst. Aber sie ist zu Hause“, erzählt uns Lorenas Mutter. Doch die Familie steht vor einer schweren Entscheidung.
Die Onkologen empfehlen jetzt eine weitere OP, der Chirurg könne sie aber leider in dem aktuellen Zustand nicht operieren. Sie müsse erst gut acht Kilo zunehmen. „Es gibt jetzt kein Richtig oder Falsch, wir sind gefangen zwischen dem Glück, nach all den Krankenhausaufenthalten wieder zu Hause zu sein, und der Entscheidung, die wir treffen müssen.“
Parallel sind bereits Palliativ- und Pflegedienst im Einsatz, Lorena ist auf Betreuung rund um die Uhr angewiesen. Hinzu kommen Hürden im Haus. So müsste die Familie zum Beispiel dringend das Bad umbauen. „Wir haben vor vielen Jahren das Haus hier gekauft und selbst saniert. Jetzt passt aber noch nicht mal ein Stuhl in die Dusche, geschweige denn, dass ich mit reingehen und Lorena waschen kann“, erklärt Tatjana Mäurer, „das ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen, die anstehen, dass Lorena hier leben kann. Und so viele Rücklagen haben wir leider nicht mehr.“
Deshalb haben Bekannte eine Spendenkampagne aufgesetzt, um die Obernhofer Familie zu unterstützen. Auf Lorenas Blog und den Spendenaufruf wurde auch Manuela Lewentz-Twer, Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN (HUL), der Hilfsorganisation unserer Zeitung, aufmerksam und sagte nach engem Kontakt mit der Familie eine Unterstützung von 10.000 Euro zu. „Dafür sind wir wirklich sehr dankbar, auch wenn es uns schwerfällt, um Hilfe zu bitten“, so Mäurer. Doch man müsse sich mit der Situation nun arrangieren, das Leben müsse weitergehen, „auch wegen der Jungs“. Lorenas jüngere Brüder mussten viel zurückstecken, begleiten ihre Schwester, wo sie können. Die Familie hält zusammen – und kämpft weiter um Lorenas Leben.