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Kleiderkammer spendet fürs Rollstuhl-Auto

Frauen aus Rheinböllen geben 2000 Euro für HELFT UNS LEBEN – Erleichterung für Erbacher Schwerstbehinderte

Rheinböllen. Annika Badermann aus Erbach braucht dringend ein rollstuhlgerechtes Auto, denn ihre Mutter Bettina kann die 25-Jährige nicht mehr alleine heben. Im Oktober vergangenen Jahres berichtete unsere Zeitung über die Notlage und bat um Spenden an die Hilfsorganisation der Rhein-Zeitung, HELFT UNS LEBEN.

Die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung war groß. Unter anderem haben jetzt die 17 Frauen der Kleiderkammer der Verbandsgemeinde Rheinböllen 2000 Euro beigesteuert, um der schwerstbehinderten Annika und ihrer Mutter das tägliche Leben ein wenig zu erleichtern.

Die Frauen sind seit 28 Jahren ehrenamtlich aktiv. Sie sammeln Kleiderspenden, sortieren diese und bieten sie Bedürftigen zum Verkauf an. Donnerstags von 14.30 bis 17.30 Uhr hat der „Laden“ geöffnet. Ganz oben unterm Dach stapeln sich Kleidungsstücke für Kinder und Erwachsene in den Regalen der Kleiderkammer auf engstem Raum. Kinderkleidung wechselt meist für 50 Cent den Besitzer, Leder- und Pelzwaren kosten 5 Euro. Im Schnitt zahlen die Kunden aber 1 Euro pro Kleidungsstück.

Das Geld, das die Frauen aus Rheinböllen und den umliegenden Dörfern einnehmen, spenden sie schon immer für wohltätige Zwecke. „Wir wollen mit dem Erlös anderen helfen, und damit überspielen wir die Nachteile unserer ehrenamtlichen Tätigkeit“, sagt die Sprecherin Käthe Wagner. Es ist staubig, extrem beengt und kalt in den Wintermonaten. In der warmen Jahreszeit ist die stickige Hitze unterm Dach dafür nahezu unerträglich. Da ist das Gefühl, mit der selbstlosen Tätigkeit unter schweren Bedingungen zusätzlich anderen Menschen helfen zu können, Motivation für die Frauen, immer weiterzumachen.

Die räumliche Situation wird sich in absehbarer Zeit nicht verbessern. Die Verbandsgemeinde stellt die Räume den Frauen kostenlos zur Verfügung. „Es würde daher keinen Sinn ergeben, wenn wir selbst andere Räumlichkeiten anmieten würden“, sagt Gabi Frank, auch wenn „man dann mehr machen könnte“. Eine ansprechendere Präsentation der Waren, mehr Platz für Kunden, um Kleidungsstücke in Augenschein zu nehmen und eine Erweiterung des Sortiments um Haushaltsgegenstände wie Geschirr wären wünschenswert. Aber bei angemieteten Räumlichkeiten wäre kein Erlös mehr übrig, den man Hilfsbedürftigen spenden könnte.

Etwa 100 Euro haben die Frauen nach einem Öffnungstag in der Kasse, macht 400 Euro pro Monat. „Die gespendete Kleidung kommt aus Rheinböllen und den umliegenden Dörfern, daher lassen wir die Einnahmen auch in der Verbandsgemeinde“, sagt Käthe Wagner. Mehr als 40 000 Euro haben die Frauen schon an Spendengeldern in den zurückliegenden 28 Jahren ausgeschüttet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zu Anfang die Kleidung noch umsonst an Bedürftige abgegeben wurde.

Nutznießer waren bisher Organisationen und Vereine in der Verbandsgemeinde Rheinböllen, wie die Rumänienhilfe Argenthal, Schulen, Kindergärten, Messdiener, Kirchengemeinden, Pfadfinder, Feuerwehren, Pfadfinder, Hospiz, Telefonseelsorge und DRK. „Wir stimmen immer darüber ab, an wen wir spenden“, sagt Käthe Wagner. 1000 Euro erhält diesmal die Soonwaldstiftung.

Und 2000 Euro sind ein stattlicher Beitrag für das rollstuhlgerechte Fahrzeug für Annika Badermann und ihre Mutter Bettina, das dank der Initiative HELFT UNS LEBEN der Rhein-Zeitung aller Voraussicht nach bald angeschafft werden kann. Foto: Werner Dupuis