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Für Kindergarten wird ein Traum wahr.

Kördorf. Schuhe aus. Jacken an die Haken hängen. Es ist ein ganz schönes Gewusel, als die Mädchen und Jungen des Kindergartens Kördorf im Rhein-Lahn-Kreis ihr neues Domizil am Waldrand in Beschlag nehmen. Dank HELFT UNS LEBEN geht für die Einrichtung ein Traum in Erfüllung. Nicht nur für die Kinder, Eltern und Betreuer ist das Projekt etwas ganz Außergewöhnliches, sondern auch für die Initiative unserer Zeitung – in mehrerlei Hinsicht.

Vor knapp einem Jahr hat der Kördorfer Kindergarten, tatkräftig unterstützt vom Förderverein, damit begonnen, die Idee einer Waldgruppe Wirklichkeit werden zu lassen. „Wir waren immer schon viel mit den Kindern draußen“, erzählt die Einrichtungsleiterin Kerstin Winter-Koch. Daraus entstand dann der Wunsch nach einer festen Außengruppe. Die Frage der Umsetzung konnte jedoch erst einmal nicht beantwortet werden. Das Problem: Die Kleinen sollten einen Ort haben, der ihnen auch mal Unterschlupf bietet, einen Ort, an dem sie sich aufwärmen können. Einen Bauwagen anzuschaffen und diesen den Bedürfnissen entsprechend umzubauen, sei finanziell „untragbar gewesen“, erinnert sich Kerstin Winter-Koch. Genau in dieser Zeit sei dann die Nachricht von HELFT UNS LEBEN gekommen, das Projekt zu unterstützen.

„Einige hatten Tränen in den Augen“, berichtet Winter-Koch. Mit Blick auf das nun aufgestellte Ergebnis des Engagements ist der Begriff Bauwagen allerdings nicht mehr wirklich passend. Das, was man bereits von Weitem am Ortsrand der Gemeinde Kördorf erkennen kann, ist vielmehr ein richtiges Haus – genauer gesagt ein neun Meter langes und rund 2,50 breites transportables „Tiny House“. Umgesetzt nach den Wünschen des Kördorfer Kindergartens gemeinsam mit HELFT UNS LEBEN hat es die Firma Holzbau Pletz aus Ortenburg im Landkreis Passau in Bayern. Ziel sei gewesen, „nur das Nötigste, aber alles, was notwendig ist“, einzubauen, erklärt Daniel Gemmer, dessen Sohn Jaron die Einrichtung besucht und der auch bei der Premiere dabei war. Dass dieses Vorhaben gelungen ist, zeigt die Aussage des Vierjährigen eindrucksvoll. „Man kann rein- und rausgehen, dort essen und es warm machen.

“Ein halbes Jahr dauerte die Bauzeit. Dabei habe man vor allem über die Einrichtung sehr genau nachgedacht, erläutert Hans Kary, Geschäftsführer von HELFT UNS LEBEN. Es gibt einen Holzofen, einen separaten Wasserkanister, für Strom und Licht sorgen Solarzellen. Verwendet wurden ausschließlich ökologische Baustoffe. Der Wagen sollte komplett autark sein. Eine Rampe ermöglicht auch körperlich behinderten Kindern den Zugang. Niemand soll ausgeschlossen werden. „Wir haben alle viel Liebe und Herzblut investiert“, sagt Kary über das Projekt, das ein ganz besonderes ist und in der Zukunft noch lange Bestand haben wird.

„Der Waldkindergarten wird kleine Kinder über die Generationen hinweg aufnehmen und in der Natur betreuen. Die Kinder von heute sind die Eltern von morgen. Wir schaffen hiermit einen Grundstein, der über Jahrzehnte für die Region ein Plus sein wird“, betont Manuela Lewentz-Twer. Diese Nachhaltigkeit und die Nähe zur Natur erachtet die Vorsitzende des Vereins HELFT UNS LEBEN als essenziell. „Das, was die Kinder in der Natur lernen und entdecken, ist der Boden für die weitere Entwicklung. Mit Sicherheit werden diese Kinder als Erwachsene auch den eigenen Kindern wieder den Zugang zur Natur ebnen“, ist sich Manuela Lewentz-Twer sicher. Es könne nicht sein, dass Kinder sagen, die Farbe einer Kuh sei lila, nur weil eine Werbung es suggeriert. Gern wäre Manuela Lewentz-Twer mit von der Partie gewesen, als die Kinder ihren „Bauwagen“ das erste Mal in Beschlag genommen haben. Doch Corona und die damit verbundenen Auflagen haben es aus Rücksicht auf die Gesundheit der Kinder verhindert. In Gedanken war die HUL-Vorsitzende aber auf jeden Fall dabei. „Beim Frühstück habe ich nur an diesen Moment denken können, wo die Kinder mit strahlenden Augen das erste Mal ihren neuen Platz im Wald entdecken durften“, erzählt sie. Wenn es die Situation erlaubt, wird sie der Einrichtung sicherlich einen Besuch abstatten. Für den Moment sei es jedoch das Wichtigste, dass die Kinder die Natur erleben und Einblicke erhalten, die ihnen ohne den Bauwagen verwehrt geblieben wären.

Mit einem Volumen von mehr als 60 000 Euro ist der Kördorfer Bauwagen die bislang größte Einzelmaßnahme des Vereins HELFT UNS LEBEN. Dass das Geld gut investiert ist, zeigen die zahlreichen positiven Rückmeldungen, die schon jetzt eingegangen sind. „Es ist ein Projekt, das vielen zugutekommt“, hebt Anne Schattner hervor, Leiterin Lesermarkt und Marketing und wichtige Säule des „HELFT-UNS-LEBEN“-Teams.

Viele Kinder profitieren davon, und es sollen noch viele mehr werden. Je nachdem, wie hoch die Spenden für die Initiative unserer Zeitung ausfallen, sollen ein bis zwei ähnliche Projekte jährlich im gesamten Verbreitungsgebiet der Rhein-Zeitung gefördert werden.Zweifel daran, dass auch die Leser die Idee gut finden, hat RZ-Chefredakteur Peter Burger, gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender von HELFT UNS LEBEN (HUL), nicht. „Die Leser identifizieren sich mit HUL und sind der Initiative emotional verbunden“, zeigt sich Burger erfreut. Hilfe aus der Region für die Region schätzten die Menschen dabei sehr – und genau das ist das Ziel der Arbeit von HELFT UNS LEBEN. Der Kördorfer Bauwagen ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel mit großer Strahlkraft. Als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet ihn Thomas Regge, Geschäftsführer des Mittelrhein-Verlags. „Ich finde die Idee super“, sagt er. Dass der erste HUL-Bauwagen in Kördorf aufgestellt wurde, freut Regge, für den der Einrich eine zweite Heimat ist, besonders. Gerade in Regionen, die mit Blick auf schnelles Internet, Mobilfunk oder Ähnliches nicht so privilegiert sind wie andere, sei es wichtig, auf andere Weise zu unterstützen und gemeinsam Projekte umzusetzen. Dieser notwendige Zusammenhalt sei in dieser Region auf jeden Fall gegeben.

Den Kördorfer Kindergartenkindern konnte ein Traum erfüllt werden, mit dem Bauwagen steht der Waldgruppe nun nichts mehr im Weg. Die Einrichtung wird dann insgesamt Platz für 80 Kinder bieten – zehn mehr als bislang. Es wird also aufgestockt. Stehen bleiben wird man in Kördorf aber trotz dieses tollen Erfolgs nicht. „Wir haben alles, was wir brauchen, um uns weiterzuentwickeln“, gibt sich Kindergartenleiterin Kerstin Winter-Koch beim Blick in die Zukunft optimistisch.

Foto: Strahlende Gesichter: Die Mädchen und Jungen des Kördorfer Kindergartens sowie die Betreuer Rita Theis und Chris Dietrich freuen sich sehr über ihre neue von HELFT UNS LEBEN geförderte Unterkunft. Foto: Markus Eschenauer