Westerwaldkreis. Ihr Glück kann Gülsüm Ulutürk aus Selters kaum fassen: Dank der Spenden von HELFT UNS LEBEN, der Initiative unserer Zeitung für Kinder und Familien in Not, konnte die junge Mutter jetzt ein rollstuhlgeeignetes Auto mit Auffahrrampe für ihren schwerst körperlich und geistig behinderten Sohn Tugra entgegennehmen. „Ich kann es noch immer nicht richtig
glauben. Ich sage von Herzen Danke“, freut sich die 35-Jährige überschwänglich bei der Übergabe des Fahrzeugs durch Manuela Lewentz- Twer, stellvertretende Vorsitzende der Initiative, und Geschäftsführer Hans Kary. „Wir sind sehr froh, dass wir Ihnen helfen und das Leben ein klein wenig erleichtern können“, betont Manuela Lewentz-Twer.
Unsere Zeitung hatte Ende Dezember zu Spenden für die alleinerziehende Mutter aus Selters und ihren Sohn aufgerufen. Denn aus eigener Kraft konnte die kleine Familie, die von Arbeitslosengeld II lebt, den Kauf des dringend benötigten behindertengerechten Autosnicht stemmen. Die Resonanz auf den Spendenaufruf von HELFT UNS LEBEN war enorm: Unsere Leser spendeten insgesamt rund 29 000 Euro für die Familie. Der Löwenanteil kam dabei mit 18 000 Euro von der PSD Bank in Koblenz. „Das Schicksal der jungen Mutter hat uns so berührt, dass wir spontan beschlossen haben, mit einem größeren Betrag zu helfen“, begründet Vorstandsvorsitzender Franz Merkes das Engagement der PSD Bank. Auch vor dem Hintergrund eigener familiärer Betroffenheit habe ihm die Unterstützung von Gülsüm Ulutürk und ihrem Sohn sehr am Herzen gelegen, sagt der Banker. „Ich weiß, was die junge Mutter durchmacht und mit welchen Problemen sie tagtäglich kämpfen muss“, betont Merkes.
Dank der großzügigen Spenden nennt die kleine Familie jetzt einenneuen Ford Tourneo Connect ihr eigen. Das Auto wurde im Autohaus Foerster in Koblenz für die Bedürfnisse des behinderten Jungen umgebaut. Gülsüm Ulutürk kann den Achtjährigen nun bequem im Rollstuhl über eine Rampe direkt ins Wageninnere schieben und sicher zum Arzt und zur Physiotherapie fahren oder spontan etwas unternehmen. „Ich habe meinen Nichten und Neffen versprochen, dass wir mit Tugra einen Ausflug ins Aquarium Sea Life nach Königswinter machen“, sagt die 35-Jährige und
strahlt.
Das Auto ist der jungen Mutter eine große Hilfe im Alltag: Denn der Achtjährige ist inzwischen so groß und schwer, dass es Gülsüm Ulutürk nur mit Mühe gelingt, ihn aus dem Haus zu tragen und in den Kinderautositz zu heben. Tugra hat keinerlei Körperspannung und kann seiner Mutter nicht helfen. „Ich habe inzwischen starke Rückenprobleme“, sagt die zierliche 35-Jährige.
Welch ein schweres Schicksal Gülsüm Ulutürk trägt, merkt man der lebensfrohen jungen Frau nicht an. Ihr Sohn Tugra kam als Frühchen mit nur 500 Gramm Körpergewicht und schwersten körperlichen und geistigen Behinderungen zur Welt. Seit seiner Geburt wurde der Junge bereits 16 Mal operiert. Tugra ist auf den Rollstuhl angewiesen. Er kann nicht gehen, nicht aus eigener Kraft sitzen, er kann nicht sprechen und ist fast blind. Mutter Gülsüm betreut den Achtjährigen, der die Förderschule in Neuwied besucht, rund um die Uhr. Ihr Leben dreht sich ausschließlich um ihr Kind; auch ihren Beruf als Friseurin im Salon der Schwester musste die 35-Jährige ganz aufgeben.
Auch wenn es traurige Momente gibt, Momente, in denen sich Gülsüm Ulutürk allein und erschöpft fühlt, gibt die junge Mutter nicht auf, sondern packt ihr Leben an. Ihre 70-jährige Mutter und die drei Geschwister mit Familien sind der Selterserin dabei eine große Hilfe. So kümmert sich etwa der zwölfjährige Murat-Can liebevoll um seinen behinderten Cousin und besucht ihn täglich. „Seit Tugras Geburt steht mein Leben kopf. Aber ich bin froh, dass er da ist. Ich nehme mein Leben so an, wie es ist“, sagt Gülsüm Ulutürk zufrieden.
Gülsüm Ulutürk und ihr achtjähriger Sohn Tugra suchen eine behindertengerechte Wohnung im Raum Selters, Wirges oder Montabaur. Die Wohnung sollte vier Zimmer, Küche und Bad haben und bezahlbar sein. Wichtig sind ein barrierefreier Eingang sowie breite Flure und Türen, sodass sich Tugra mit dem Rollstuhl bequem fortbewegen kann. Von Vorteil ist ein Badezimmer mit einer höheren Badewanne, die mit einem Lifter nachgerüstet werden kann, oder eine ebenerdige Dusche, die mit dem Rollstuhl befahrbar ist. Wer der Familie ein neues Heim geben kann, meldet sich bitte bei uns unter montabaur@rhein-zeitung.net.
Foto: Unsere Leser machen es möglich: Gülsüm Ulutürk (2. von links) hat jetzt ein rollstuhlgeeignetes Auto für ihren Sohn Tugra. Manuela Lewentz-Twer, Vize-Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN, und Geschäftsführer Hans Kary (oben, 2. von links) übergaben mit dem Vorstand der PSD Bank, Franz Merkes, und SaschaDevant vom Autohaus Foerster (oben rechts) den Schlüssel. Mit dabei Cousin Murat-Can und die Cousinen Esra (links) und Nazli. Foto: Verena Hallermann