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Fabian aus Ellenberg: Großer Kämpfer ist endlich wieder daheim

Nach einem Jahr in diversen Kliniken ist Fabian Schechtel endlich wieder nach Ellenberg zurückgekehrt. Das Schicksal des an einem hochgefährlichen Virus erkrankten Jungen bewegt – seit seine Geschichte im Sommer publik wurde – die Menschen im Birkenfelder Land sehr und hat diverse Spendenaktionen ausgelöst.

Ellenberg. Nach einem Jahr in diversen Kliniken ist Fabian Schechtel endlich wieder nach Ellenberg zurückgekehrt. Das Schicksal des an einem hochgefährlichen Virus erkrankten Jungen bewegt – seit seine Geschichte im Sommer publik wurde – die Menschen im Birkenfelder Land sehr und hat diverse Spendenaktionen ausgelöst.

Auch der Verein HELFT UNS LEBEN (HUL) leistet Fabian und dessen Eltern finanzielle Unterstützung: Die RZ-Initiative für Kinder und Familien in Not übernimmt die Kosten in Höhe von 13.650 Euro für den Treppenlift im Haus der Schechtels. So kann der Elfjährige, der seit seiner Erkrankung weitestgehend gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, in sein Zimmer im Obergeschoss gelangen.

„Für uns hat sich von einem auf den anderen Tag alles geändert. Es ist das Schlimmste, was einem
passieren kann, wenn das eigene Kind so krank wird“, sagt Nina Schechtel. Seit Oktober 2022 hat die Altenpflegerin ihren Sohn auf allen Stationen seines Leidenswegs begleitet, während ihr Mann Vitali, der Zimmermann ist, daheimblieb und sich um Fabians größere Schwester kümmert, die noch zur Schule geht.

Fabian ist ein großer Fußballfan. Sein Herz schlägt für den FC Bayern, sein großes Vorbild ist Manuel Neuer. Wie dieser ist auch Fabian Keeper und hütet das Tor in der D-Jugendmannschaft des SC Birkenfeld. Kurz vor den Herbstferien 2022 geht es mit der Schule eine Woche auf Klassenfahrt. Ziel ist die Burg Lichtenberg bei Kusel. Als er heimkommt, scheint zunächst noch alles normal zu sein. Doch das ändert sich rasch. Fabian klagt über Bauchschmerzen und bekommt Fieber. Dann verschlimmert sich sein Zustand schnell. Erste Lähmungserscheinungen treten auf, und der Junge kommt zunächst ins Klinikum Idar-Oberstein. Er erleidet einen Atemstillstand, muss intubiert und künstlich ernährt werden. Nach seiner Verlegung an die Uniklinik Mainz liegt er einen Monat lang auf der Intensivstation.

Nach vielen Untersuchungen werden die Eltern mit der Diagnose konfrontiert, dass sich Fabian einen sogenannten Enterovirus eingefangen hat. „Die erste Frage der Ärzte war, ob wir vorher in Kanada oder den USA in Urlaub gewesen war“, erinnert sich Vitali Schechtel. Denn man habe im Körper ihres Sohnes einen n amerikanischen Stamm des sehr selten auftretenden Virus nachweisen können. Wie sich Fabian damit auf der Klassenfahrt infizieren konnte, wird aber wohl immer ein Rätsel bleiben. Fakt ist: Außer ihm wurde keiner seiner Mitschüler krank.

Nach der Zeit in Mainz kommt der Junge zur Weiterbehandlung in eine Rehaklinik in der Nähe von Rosenheim, für die Nina Schechtel nur lobende Worte findet. Wegen seiner sogenannten inkompletten Lähmung ist Fabian auch nach seiner Rückkehr praktisch rund um die Uhr auf Hilfe und den Rollstuhl angewiesen. Er muss auch weiter künstlich beatmet werden, weil das von der Lähmung betroffene Zwerchfell „leider noch nicht wieder funktioniert“, berichtet Nina Schechtel.

Es gibt auch Fortschritte

Doch es gibt auch Fortschritte, die die Mutter als „kleines Wunder“ bezeichnet. Direkt nach der Erkrankung konnte sie nur über die Augen mit ihrem Kind kommunizieren. Dann habe sich Fabian aber noch in der Rehaklinik plötzlich wieder – zunächst ganz schwach – mit seiner Stimme bemerkbar gemacht. Beim Besuch unserer Zeitung kann Fabian auch seine rechte Hand leicht heben und lächelt, als wir darüber frotzeln, dass die Bayern beim Pokalspiel in Saarbrücken ja wohl doch nicht so gut waren.

„Fabian ist ein Sportler und vor allem ein großer Kämpfer“, sagt Nina Schechtel. Das sehe man auch daran, wie ernst er es nimmt, wenn ihn beispielsweise Logopäde oder Ergo- und Physiotherapeut zu Hause besuchen. „Er trainiert da gut mit“, freut sich die Mutter. Dank eines speziellen Laptops kann er inzwischen sogar wieder am Schulunterricht teilnehmen. Eine Lehrerin kommt dafür zweimal pro Woche ins Haus. „Leider kann uns keiner der Ärzte sagen, was Fabian später vielleicht wieder machen kann“, sagt Nina Schechtel. Aber sie und ihr Mann Vitali haben die Hoffnung, dass der Junge irgendwann sogar wieder den Rollstuhl verlassen kann. „Wir haben von einem Mädchen erfahren, dass mit sechs Jahren die gleiche Viruserkrankung hatte, heute 16 ist und wieder laufen kann“, sagt Vitali Schechtel.

Das alles ist aber noch ein ungewisser Blick in die Zukunft. Die Realität ist, dass Fabians Erkrankung die Familie auch finanziell vor große Herausforderungen stellt, zumal Nina Schechtel wegen der Betreuung und Pflege Fabians ihre Arbeit nicht mehr ausüben kann. Viele Kosten, etwa für den Rollstuhl, hat die Krankenkasse übernommen. Aber Fabians Rückkehr nach Hause hat unter anderem auch den Kauf eines behindertengerechten Autos und vor allem große Umbauarbeiten im Haus bedingt.

Dazu hat im Sommer zunächst der Förderverein Lützelsoon eine Spendenaktion gestartet. Danach sammelten der SCB und der Turnverein Birkenfeld an einem gemeinsamen Sporttag Geld für die Familie. Große Firmen aus der Region wie Schwollener Sprudel oder Howatherm aus Brücken leisten finanziell oder in Form der Finanzierung von Rampen für den Rollstuhl Unterstützung. Ein weiterer wichtiger Baustein, der Fabian den Alltag etwas erleichtern kann, ist der Treppenlift. Diese Kosten übernimmt dank der Spenden von RZ-Lesern der Verein HELFT UNS LEBEN, an den sich der Pflegestützpunkt Birkenfeld/Baumholder mit einem entsprechenden Antrag gewendet hat.

Das ganze Dorf freut sich

„Für all diese Hilfsbereitschaft sind wir sehr, sehr dankbar“, sagt Nina Schechtel. Die große Anteilnahme hebt auch Detlef Kamzela lobend hervor. „Die Familie ist sehr gebeutelt. Für sie ist es sehr wichtig, wenn möglichst schnell, vor allem in Bezug auf die notwendigen Umbauarbeiten im Haus, alle Fragen geklärt sind. Denn erst dann kann sich die Familie ganz auf die Betreuung von Fabian konzentrieren“, sagt der Ortsbürgermeister von Ellenberg. Alle im Dorf freuen sich über die Rückkehr des Jungen, und es habe auch schon ein rührendes Erlebnis gegeben. „Es war toll, dass Fabian kürzlich mit seinem Rollstuhl an erster Stelle hinter St. Martin auf seinem Pferd bei unserem Laternenumzug dabei war“, erzählt Kamzela.