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Eine starke Familie braucht Hilfe

36-Jährige pflegt ihren an MS leidenden Ehemann – und erkrankt selbst an Krebs

Oberraden. Wenn Amerikaner „tough“ sagen, dann meinen sie damit Menschen wie Sabine Wittlich: Eine Frau, die kämpft und nicht jammert. Eine, die stark ist – aber jetzt doch in einer Situation steckt, in der sie um Hilfe bitten muss. Denn die junge Mutter aus Oberraden (Kreis Neuwied) hat nicht nur einen schwer kranken Mann zu pflegen, sie hat auch Krebs. Die Chemotherapie raubt der 36-Jährigen die Kraft.

Ihren Mann Markus weiterhin aus dem Rollstuhl in den Wagen zu hieven, um ihn am Familienleben teilhaben zu lassen, schafft sie nicht mehr. Den geleasten Citroën Berlingo könnte sie ablösen, wenn sie ihren Bausparvertrag kündigt. Doch den Wagen dann rollstuhlgerecht umbauen zu lassen, kostet fast 8000 Euro. Das ist einfach nicht mehr drin. Familie Wittlich braucht Hilfe.

Rückblende: Markus Wittlich ist ein sportlicher, junger Mann und in vielen Bereichen aktiv. Er hat schon Marathonläufe gemeistert, ein Sandsack hängt im Zimmer, er werkelt gern in der Garage. Dann 2006 der Schock: Die Ärzte diagnostizieren Multiple Sklerose (MS). Die Nervenkrankheit verläuft chronisch progredient, wie die Mediziner sagen. Das bedeutet zu Deutsch: Sein Zustand verschlechtert sich unaufhaltsam.

Anfangs sind die Symptome schwach ausgeprägt. Markus Wittlich kann noch halbtags als selbstständiger Computerfachmann arbeiten, kann Auto fahren, das Ehepaar fliegt gemeinsam in den Urlaub – zuletzt vor vier Jahren nach Korfu. Und sie bekommen sogar einen Sohn: Jonathan – „Joni“ genannt – ist heute dreieinhalb Jahre alt und der Wirbelwind in der Wohnung. „Er hält uns auf Trab“, sagt Sabine Wittlich, und sie lächelt dabei, weil sie das bei allem Stress nur positiv meint. Das Kind hält die Familie auch hoch.

Viel weniger erfreulich ist der Zustand ihres Mannes. Der hat sich dramatisch verschlechtert. Nach mehreren septischen Schocks ist Markus Wittlich bettlägerig, auf eine Verbesserung ist nicht mehr zu hoffen. Wenn der 48-Jährige sich bewegen will, leidet er an starker Ataxie: Er zittert, seine Arme schlagen unkontrolliert aus. Er kann nicht selbstständig essen, nur durch einen Strohhalm trinken. Wenn er redet, ist er vor allem für Außenstehende nur schwer zu verstehen. Bei all dem ist er aber geistig uneingeschränkt auf der Höhe. Markus Wittlich bekommt seinen Verfall voll mit.

Dass er deswegen nicht verbittert ist, verdankt er vor allem seiner Frau. Die macht morgens den Sohn fertig, bringt ihn in den Kindergarten, geht dann halbtags arbeiten und pflegt anschließend den Mann. Die Familie ist trotz allem noch viel unterwegs, macht immer wieder kleine Ausflüge. Möglich ist das, weil die Eltern und Schwiegereltern unterstützen, wo sie können. Auch Nachbarn, Freunde und Bekannte helfen immer wieder mit. Die Gemeinde hat bei der letzten Straßenerneuerung sogar ein kleines Stück Weg zum Garten mitteeren lassen. So hat Sabine Wittlich wenigstens die Chance, ihren Mann im Rollstuhl aus dem Haus zu bekommen – auch wenn der Weg ziemlich steil ist. „Wir sind manches Mal in den Büschen gelandet, aber Markus ist hart im Nehmen“, sagt sie und zwinkert ihrem Mann lächelnd zu.

Ihn in ein Pflegeheim zu geben, wäre weniger anstrengend und finanziell deutlich günstiger, kommt für Sabine aber nicht infrage. „Ich bin sicher, dass es ihm bei uns besser geht und wir besser auf ihn aufpassen“, erzählt sie mit voller Überzeugung. Und für den Sohn ist es unheimlich wichtig, dass der Papa da ist. „Als Markus kürzlich im Krankenhaus lag, hat er immer und immer wieder nach ihm gefragt“, sagt sie und berichtet von einer innigen Vater-Sohn-Beziehung trotz aller Einschränkungen: Wenn sie ihren Mann ins Auto gehievt hatte, war etwa klar, wer neben ihm sitzt und ganz begeistert ist.

Doch das ist heute praktisch unmöglich. Pfingsten war es, als Sabine Wittlich sich abtastete und dabei Knoten fühlte. „Bis dahin war ich nie krank, hatte nicht einmal einen Schnupfen. Da hatte ich ja auch überhaupt keine Zeit für“, erzählt sie. Doch dann die Schockdiagnose: Brustkrebs. Mittlerweile ist die 36-Jährige operiert worden. Die Aussichten? Ungewiss. Klar ist nur, dass Sabine Wittlich am Anfang von einem Jahr Chemotherapie steht. Und das hat Konsequenzen: Ihren Halbtagsjob als Physiotherapeutin kann sie vorerst nicht mehr ausüben. Auch für die Pflege ihres Mannes bräuchte sie Unterstützung. Passendes Personal zu finden, ist aber schwierig. Gleiches gilt für die Suche nach einer geeigneten Wohnung. Denn so sehr sich Wittlichs dank der tollen Dorfgemeinschaft in Oberraden wohlfühlen und so schön es ist, dass die Wohnung mit 130 Quadratmetern so geräumig ist, dass Markus im Rollstuhl halbwegs rangieren kann: Sie ist eigentlich zu teuer und vor allem alles andere als barrierefrei. Aber das bräuchten sie eigentlich, um mobil zu bleiben. Auch dabei braucht Familie Wittlich Hilfe.

HELFT UNS LEBEN ruft zu Spenden für Familie Wittlich auf. Wer helfen möchte, überweist bitt auf das Konto bei der Sparkasse Koblenz (MALADE51KOB) mit der Iban: DE72.5705.0120.0000.0013 13. Wer eine barrierefrei Wohnung in Oberraden oder Umgebung anbieten möchte, wendet sich an ulf.steffenfauseweh@rhein-zeitung.net

Foto: Familie Wittlich aus Oberraden ist schwer vom Schicksal gebeutelt. Ehemann Markus ist aufgrund Multipler Sklerose mittlerweile bettlägerig, jetzt hat seine Frau Sabine auch noch Krebs. Sohn Jonathan (3), hier auf dem Schoß seines Opas, kann trotzdem noch lachen. Foto: Ulf Steffenfauseweh