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Eine Perspektive für krebskranke Kinder

HELFT UNS LEBEN unterstützt Koblenzer Elterninitiative

Koblenz. Krebs ist eine grausame Krankheit. Noch tragischer und belastender für die Angehörigen ist es, wenn bereits Kinder daran erkranken. Häufig führt das neben der enormen seelischen noch zu einer finanziellen Belastung für die betroffene Familie.

So wie in zwei Fällen, in denen sich die Eltern – vermittelt durch die Elterninitiative krebskranker Kinder Koblenz – an die Initiative unserer Zeitung für Kinder und Familien in Not HELFT UNS LEBEN (HUL) gewandt haben. Die HUL-Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer und HUL-Geschäftsführer Hans Kary informierten sich kürzlich bei einem Besuch in der Geschäftsstelle bei der Ersten Vorsitzenden der Elterninitiative, Helma Kutzner, und der Sozialarbeiterin Katharina Thönnessen.

Der erste Fall: Ein vierjähriges Mädchen aus Neuwied ist seit August vergangenen Jahres an einem Nierentumor erkrankt. Seitdem wird es in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein Kemperhof in Koblenz behandelt. In der Regel bekommen die jungen Patienten eine Chemotherapie und eventuell Bestrahlungen. Wie die Sozialarbeiterin erläutert, kann die Behandlung bei der Vierjährigen noch bis zu einem weiteren halben Jahr dauern. „Manchmal können aus einigen Tagen Behandlung Wochen werden, wenn die Nebenwirkungen zu schwer sind.“ Die Mutter des Mädchens ist dann auf der Station dabei. Währenddessen versorgt der Vater zu Hause die zweijährige Schwester. Der Mann hat nur ein geringes Einkommen. An eine berufliche Tätigkeit der Mutter ist nicht zu denken. Wenn die beiden Mädchen größer werden, benötigen sie neue Betten. Weil das Kinderzimmer klein ist, passt nur ein Etagenbett. Nach kurzer Beratung beschlossen Manuela Lewentz-Twer und Hans Kary: „Die Familie erhält einen Gutschein für ein Etagenbett mit kompletter Ausstattung.“

Der zweite Fall: Eine Sechsjährige leidet ebenfalls an einem Nierentumor. An Weihnachten glaubte die Familie, die Krankheit überwunden zu haben. Doch bei einer Nachuntersuchung stellte sich raus: Der Krebs ist zurück. Die sechsköpfige Familie wohnt 50 Kilometer von Koblenz entfernt in der Eifel und besitzt kein eigenes Auto. Zur Behandlung fährt das Mädchen mit seiner Mutter mit einem Taxi. Diese Kosten werden erstattet. Das Kind leidet sehr darunter, wenn es im Krankenhaus nicht den Vater und seine drei Geschwister sehen kann. Manchmal organisieren Nachbarn eine Besuchsfahrt in die Klinik. In diesem Fall entschieden die HUL-Vorsitzende und der Geschäftsführer: Die Familie erhält zunächst Taxi-Gutscheine, mit denen der Vater und die drei Geschwister zu Besuch in die Koblenzer Kinderklinik fahren können.

In beiden Fällen konnte HUL den Familien etwas Mut machen. Hoffnung gibt den Kindern auch ein Ritual, das die Elterninitiative aus dem angelsächsischen Raum übernommen hat: Helma Kutzner und Katharina Thönnessen zeigten eine sogenannte Mut-Perlenkette. Durch verschiedene Perlen auf der Kette dokumentieren die Kinder symbolhaft die Stationen ihrer Krankheit, wie zum Beispiel die verschiedenen Untersuchungen und Behandlungen. Es gibt Perlen für gute und schlechte Ereignisse. „Bei einem Kind war die Kette zum Schluss neun Meter lang“, berichteten die beiden Frauen.

Die Elterninitiative wurde aus einem zunächst privaten Gesprächs- und Unterstützungskreis betroffener Eltern im Jahr 1989 gegründet. Sie steht auch heute betroffenen Eltern während der Krebstherapie ihrer Kinder unterstützend zur Seite. Unter anderem finanziert sie einen onkologischen Facharzt und eine Fachschwester zur Betreuung der Kinder. Sie organisiert Ausflüge und Feste für die Familien oder letzte Wünsche der Kinder. Neben einer Geschäftsstelle unterhält die Initiative inzwischen gegenüber der Kinderklinik vier Doppelzimmer mit Nasszelle, in denen die Eltern während der Behandlung kostenlos wohnen können. Die Initiative finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Helma Kutzner sagt: „Wir erleben viel Leid. Was uns immer wieder Auftrieb gibt, sind die Fälle, wo es die Kinder schaffen.“

Foto: HUL-Geschäftsführer Hans Kary (von links) und die HUL-Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer informierten sich bei der Vorsitzenden der Elterninitiative krebskranker Kinder Koblenz, Helma Kutzner, und der Sozialarbeiterin Katharina Thönnessen über die Arbeit der Initiative. Foto: Winfried Scholz