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Doppeljubiläum vor Rekordkulisse

Koblenz. Seit 40 Jahren gibt es HELFT UNS LEBEN. Und bereits seit den Anfängen im Jahr 1979 unterstützt das Koblenzer Heeresmusikkorps die Initiative der Rhein-Zeitung für Kinder und Familien in Not. Beim jüngsten Benefizkonzert in der Rhein-Mosel-Halle wurde quasi ein Doppeljubiläum gefeiert – und das vor einer Rekordkulisse.

Schnelle und unbürokratische Hilfe für Menschen in der Region, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat, ist das Markenzeichen der Initiative, in der die RZ-Leser Verantwortung übernehmen. Kurz vor Beginn des Konzerts nannte Chefredakteur Peter Burger eine beeindruckende Zahl: Insgesamt sind 28 Millionen Euro gespendet worden.

Im Laufe der Jahre ist bei den Konzerten eine sehr treue Gemeinde entstanden, die den Akteuren auch kleine Fehlerchen nicht übel nimmt. Mit viel Humor steckten sie kleine Anfangspannen der Elektronik weg, die im Übrigen die hochmusikalischen Soldaten mit einem furiosen Auftakt schnell vergessen ließen. Der glanzvolle Abend wurde mit einem Marsch nach Motiven der 1818 erstmals aufgeführten Oper „Moses in Ägypten“ von Gioachino Rossini eröffnet. Dabei wurde sehr schnell deutlich, warum Oberstleutnant Alexandra Schütz-Knospe beim Publikum so beliebt ist. Die Leiterin des Heeresmusikkorps lässt ihre Gäste nämlich nicht allein. Sie erklärt die einzelnen Beiträge und ordnet sie ein.

So lernten die Zuhörer, dass es im 19. Jahrhundert üblich war, Opernmotive in Märschen zusammenzufassen. Und vor dem Revuemarsch zu Beginn des zweiten Teils des Konzerts erfuhr man, dass der von August Reckling komponierte Marsch 1913 im neuen Deutschen Stadion der Hauptstadt, einem Vorläufer des Olympiastadions, erstmals vor ganz großer Kulisse gespielt wurde und seitdem der Lieblingsmarsch der Berliner ist. Das sind nur zwei von vielen Beispielen, die den Abend auch zu einer Lehrstunde im besten Sinne machten. Wer zum ersten Mal das Benefizkonzert erlebte, war vor allem über die erstaunliche Vielseitigkeit des 1956 in Idar-Oberstein gegründeten, ein Jahr später nach Koblenz verlegten Heeresmusikkorps überrascht. Das Repertoire reicht von Opern über leichte Klassik bis hin zu Neuinterpretationen von Popklassikern im Big-Band-Stil. Die hochprofessionellen Musiker sind Grenzgänger, sie lieben es, den Rahmen klassischer Militärmusik zu sprengen. „Wie machen die das so ganz ohne Streicher?“, fragte sich so mancher, den die große Sensibilität und Präzision der Akteure beeindruckte, die auch keine Probleme damit haben, sich dem Belcanto unterzuordnen.

Denn was wäre ein gelungener Konzertabend ohne Gesang? Und den gab es reichlich. Das Künstlerpaar Lena und Matthias Laferi nahm die begeisterten Zuhörer mit auf eine Reise in die Oper, bei der unvergessene Arien von Puccini, Verdi und Mozart im Mittelpunkt standen. Und für Freunde von Lehár-Operetten gab es mit „Da geh ich zu Maxim“ und dem „Vilja-Lied“ Kostproben aus der „Lustigen Witwe“. Und wiederum berichtete die Dirigentin über die Zusammenhänge und ließ im Laufe des Abends immer wieder ihre ganz große Stärke aufblitzen: ihren lockeren, aber bestimmten Führungsstil, der den Musikern einiges abverlangt, sie aber auch zu Spitzenleistungen motiviert.

Die Soli der Akteure waren für alle ein wahrer Genuss, exemplarisch sei der fulminante Auftritt des Pianisten und Oberstabsfeldwebels Michael Peter kurz vor dem Ende des ersten Konzertteils genannt, der bei Gershwins „Rhapsody in Blue“ wirklich alles aus dem Flügel holte. Spätestens dann war dem letzten Zweifler klar: Wer mit dem Heeresmusikkorps auftreten will, muss ein Vollblutprofi mit perfekter Ausbildung sein. Das Publikum war begeistert und schickte alle erst nach einer Zugabe in die Pause. Erneut wurde Gershwin gespielt, dieses Mal „Summertime“ aus „Porgy and Bess“. Und wie selbstverständlich setzte sich die Dirigentin neben Peter an den Flügel – und gemeinsam spielten sie auf.

Es versteht sich fast von selbst, dass auch der weitere Verlauf des Konzerts, in dem Hauptmann Wolfgang Dietrich zeitweise den Taktstab führte, von begeistertem Beifall begleitet wurde. Der offizielle Teil klang mit einem Medley mit Welthits von Stevie Wonder aus. Von der Bühne lassen wollte das Publikum die Akteure nicht, die mit dem Bocelli-Brightman-Hit „Time to Say Goodbye“ und dem unverwüstlichen Radetzkymarsch nachlegten. Der grandiose Konzertabend klang mit der Nationalhymne aus.

Foto: Glanzvolles Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Koblenz in der Rhein-Mosel-Halle. Foto: Reinhard Kallenbach