Enkirch. Joshua hält das Taschentuch kräftig fest, das seine Mutter Stefanie Nick ihm hinhält. Beide schauen sich in die Augen, Joshua lacht ausgelassen, als das Papiertuch bei einem kleinen Kräftemessen reißt. Joshua wird bald neun Jahre alt, doch artikulieren kann er sich nicht. Seine Mutter versteht ihn trotzdem. Der 8-Jährige leidet seit seiner Geburt unter verschiedenen Erkrankungen, unter anderem an erweiterten Hirnventrikeln – zumeist als Wasserkopf bekannt. Die Folge: Joshua kann nicht alleine sitzen, krabbeln oder stehen. Spaß hat er trotzdem, vor allem beim Spielen mit seiner Mutter. „Joshua ist ein sehr zufriedenes und glückliches Kind“, sagt seine Mutter. Das sieht man dem Jungen auch an.
Stefanie Nick hat nach vielen Jahren als alleinerziehende Mutter einen neuen Lebensgefährten gefunden. Die beiden Söhne, Marlon und Marian, verstehen sich prächtig mit Joshua. Enkirch an der Mosel ist daher nun ihre neue Heimat. Zuvor haben sich oft ihre Eltern um Joshua gekümmert, damit Stefanie Nick mehr Arbeitsstunden leisten konnte, um „uns über Wasser zu halten“. Der Arbeitsplatz liegt in Andernach, Joshua besucht in Neuwied-Engers die Christiane-Herzog-Schule. Von der Mosel aus fährt Nick 220 Kilometer täglich zur Arbeit und zurück, ihr Sohn kämpft sich zudem durch Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Bisher absolvierte Stefanie Nick diese Fahrten mit ihrem Kleinwagen, doch Joshua braucht nun einen neuen Rollstuhl, der sich nicht mehr zusammenklappen lässt. Ein behindertengerechtes Fahrzeug kann sie sich nicht leisten, sie wendet sich in ihrer Not an den Verein HELFT UNS LEBEN, eine Initiative der Rhein-Zeitung.
Auf dem Esstisch liegen Autoschlüssel sowie die Unterlagen zur Lösung dieses Problems der Familie bereit. Mark Beck, Inhaber des Autohauses Wöll in Katzenelnbogen, hat ein passendes Fahrzeug für Stefanie und Joshua gesucht und gefunden.
„Ohne dieses Auto wäre der Tagesablauf kaum zu bewältigen.“Anne Schattner, stellvertretende Geschäftsführerin von HELFT UNS LEBEN, freut sich, dass die Fahrt zur Schule auch mit einem neuen Rollstuhl möglich sein wird.
Im Hof vor der Wohnung steht ein VW Caddy, in dessen Laderaum Joshua in seinem Rollstuhl nun Platz findet. Bei der Begutachtung des Fahrzeugs ist der 8-Jährige allerdings eher schlecht gelaunt. Denn Joshua scheint es einfach zu lange zu dauern, bis die Probefahrt beginnt. Im Auto lacht der Junge, der bald wieder eine Hüftoperation hinter sich bringen muss. Und auch dann wird der Caddy eine Hilfe sein, damit Joshua nicht so oft umgelagert werden muss. Doch jetzt freut sich der Kleine erst einmal auf die Probefahrt.
Foto: Stefanie und Joshua Nick sowie der Lebensgefährte Torsten Conrad (links) freuen sich über den behindertengerechten VW Caddy, übergeben von Mark Beck (rechts), Autohaus Wöll in Katzenelnbogen, sowie von Anne Schattner, stellvertretende Geschäftsführerin von HELFT UNS LEBEN. Foto: Kevin Rühle