HELFT UNS LEBEN unterstützt schwerkranke Alina Esleben aus Kretz mit Spezialanfertigung
Kretz. „mamarolltdurchsleben“ lautet der Schriftzug am Heck des Peugeot Traveller. Am Steuer sitzt Alina Esleben, eine tapfere junge Frau aus Kretz, die trotz ihrer schweren Krankheit ungeahnten Optimismus und Lebensfreude ausstrahlt. Ein Stück dazu beigetragen hat gewiss das Auto, das sie steuert. Denn es verleiht ihr einen erheblichen Zuwachs an selbstständiger Mobilität und damit mehr Freiheit.
Der Kauf wurde durch den Verein HELFT UNS LEBEN, die Initiative der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben für Kinder und Familien in Not, ermöglicht. Das Fahrzeug wurde nun durch Petra Bernhard und Prof. Dr. Peter Billigmann, beide Beisitzer bei HELFT UNS LEBEN, offiziell übergeben.
Alina Esleben leidet an Spinaler Muskelatrophie, einem nicht heilbaren Gendefekt. Dabei verursacht ein fortschreitender Schwund von motorischen Nervenzellen im Rückenmark Lähmungen und Muskelabnahme. Dazu kommt als weitere Krankheit die Fibromyalgie, eine Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung, die man früher auch als Weichteilrheumatismus bezeichnet hat.
Die Muskelatrophie wurde bereits im Alter von vier Jahren diagnostiziert. Mit neun Jahren benötigte sie zum Gehen einen Rollator. Seit ihrem elften Lebensjahr sitzt sie im Rollstuhl, seit sie 21 Jahre alt ist, im Elektrorollstuhl. Alina Esleben schloss dennoch erfolgreich eine Ausbildung zur Bürokauffrau ab und erlangte in der Abendschule die Fachhochschulreife. Aufopfernd kümmert sich ihr Mann Marc (37) um sie. Eine weitere wertvolle Stütze ist ihre Mutter.
„Ich gehe offen mit meiner Krankheit um,
um anderen Menschen zu zeigen, was man damit machen kann.“
Alina Esleben
Doch das größte Glück der Familie, die in der Pellenzgemeinde Kretz lebt, ist der zweieinhalbjährige Sohn. „Babymann“ nennt ihn Alina Esleben auf ihrem Instagram-Kanal „mamarolltdurchsleben“. „Ich gehe offen mit meiner Krankheit um, um anderen Menschen zu zeigen, was man damit machen kann“, sagt sie selbstbewusst im RZ-Gespräch.
Ausführlich schildert sie dort, wie sie und ihre Familie die Krankheit meistern, aber auch die Probleme, mit denen behinderte Menschen in unserer Gesellschaft konfrontiert werden. Alina Esleben zieht sich nicht ins Schneckenhaus zurück. Sie strahlt Optimismus aus. Sie steht, soweit es die Krankheit erlaubt, „voll im Leben“, kocht und backt selbstständig und genießt mit ihrer Familie die schönen Dinge im Leben. Dazu gehören Ausflüge in die nähere Umgebung, zum Beispiel zum barrierefreien Waldweg in Mayen-Kürrenberg oder den Baumwipfelpfad im Naturerlebnisland Panarbora im Bergischen Land.
Das Auto ist auf ihre Erfordernisse umgerüstet worden. Der Einstieg erfolgt durch die hintere rechte Seitentür. Die Fahrerin wird im Rollstuhl über eine Hubrampe ins Innere befördert. Der Fahrersitz ist entfernt worden. Hier wird der Rollstuhl im Boden angedockt.
Die Bedienung erfolgt über zwei Joysticks. Mit dem linken wird Gas gegeben und gebremst, mit dem rechten wird gelenkt. Über Sprachsteuerung auf einem Tablet wird das Auto gestartet sowie Licht, Blinker, Fensterhub und Scheibenwischer bedient. Für einen nicht körperlich beeinträchtigten Fahrer kann auf die normale Steuerung umgeschaltet werden.
Die Familie besaß vorher ein sehr altes Spezialfahrzeug, das jedoch seit über einem halben Jahr nicht mehr fahrtüchtig war, nachdem zweimal der Motor kaputt gegangen war. Nun ergab sich die Chance, ein exakt auf ihre Bedürfnisse umgebautes gebrauchtes Fahrzeug zu erwerben, was Alina Esleben aber niemals mit eigenen Mitteln hätte finanzieren können.
Nach einem Informationsbesuch bei der Familie war sich der HUL-Vorstand einig: „Hier wollen wir helfen.“ Mit großer Dankbarkeit nahmen Alina und ihr Mann das Fahrzeug in Empfang. Die ausgezeichnete Technik zeigt sich auch darin, dass Alina das Fahrzeug komplett selbstständig fahren kann.
Zwei Wünsche hat sie noch: Sie benötigt dringend Betreuungsassistenten. Sie sagt: „Ich bin kein Pflegefall.“ Daher ist keine ausgebildete Pflegekraft notwendig. Seit Corona findet sich hier kein Personal mehr. Seitdem übernimmt ihr Mann diese Aufgabe. Er würde aber wieder gern in seinem Beruf als Fahrlehrer arbeiten. Außerdem sucht die Familie dringend eine neue Wohnung.