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Auch bei den Tafeln explodieren die Kosten

Immer mehr Bedürftige, immer teurere Transportwege: HELFT UNS LEBEN unterstützt die Träger mit 30 000 Euro

Rheinland-Pfalz. Wenn am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist, in Vorrats- und Kühlschrank aber gähnende Leere herrscht, bleibt vielen Menschen nur noch der Gang zur Tafel. Dort können sie sich mit Lebensmitteln versorgen. Angesichts von Inflation und Energiepreisexplosion brauchen aber auch die Tafeln selbst zunehmend Unterstützung. HELFT UNS LEBEN, die Hilfsaktion unserer Zeitung, handelt deshalb: Insgesamt 30 000 Euro wurden jetzt an sechs Tafeln in unserer Region gespendet, in Beträgen zu jeweils 5000 Euro.

„Die Tafeln leisten einen kaum zu überschätzenden Beitrag für die Schwachen in unserer Gesellschaft“, sagt die Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN, Manuela Twer. HELFT UNS LEBEN habe, so Twer weiter, seit Gründung der Aktion immer gezielt an der Seite der Bedürftigen und Schwachen der Region gestanden. „Von daher war es nur natürlich für uns, die Arbeit der Tafeln aus unserem Spendenaufkommen zu unterstützen“, so Twer weiter.

Die Spenden haben vielfachen Dank ausgelöst. Marion Moll vom Diakonischen Werk Rhein-Lahn, Koordinatorin der Tafel Bad Ems, betont: „Wir sind sehr froh über diese großzügige Spende. Jeder Euro hilft, um die Arbeit der Tafel aufrechtzuerhalten und die laufenden Kosten wie Miete, Heizkosten, Wasser und Strom zu schultern.“ In der Tafel Bad Ems werden zweimal wöchentlich Lebensmittel ausgegeben, die Waren werden im gesamten Umkreis abgeholt und anschließend sortiert. „Derzeit haben wir enorm viele Anfragen, mehr noch als 2015“, sagt Moll. 120 Erwachsene und 76 Kinder werden aktuell mit Lebensmitteln unterstützt. „Wir sind von den Räumlichkeiten hier am Oranienweg am Kapazitätslimit“, betont die Tafelkoordinatorin.

Tanja Schweizer, Leiterin der Tafel in Idar-Oberstein, die in Trägerschaft der Kreuznacher Diakonie ist, erklärt, dass sie sehr dankbar für die Spende ist und dass Geld nahezu in allen Bereichen benötigt werde, um Löcher zu stopfen. Die gestiegenen Benzin- und Energiepreise hätten sich auch bei der Tafel bemerkbar gemacht. Konkret soll die Spende als Zuschuss für einen neuen Transportwagen für Lebensmittel verwendet werden.

Insgesamt unterstützt die Tafel etwa 750 Menschen, für die rund 100 ukrainischen Flüchtlingsfamilien wurde ein separater Abholtag eingerichtet. An insgesamt vier Tagen in der Woche können sich Bedürftige bei der Tafel Idar-Oberstein Lebensmittel abholen. Insgesamt sind 24 ehrenamtliche Mitarbeiter für die Initiative im Einsatz und kümmern sich um die Abholung, Sortierung und Ausgabe der Lebensmittel.

Die Tafel Neuwied wird vom Caritasverband Rhein-Wied-Sieg betrieben. „Herzlichen Dank an HELFT UNS LEBEN für die großzügige Unterstützung, die uns enorm hilft, die hohen laufenden Kosten zu decken“, sagt Koordinatorin Elisabeth Adrian. Sie betont, dass sie in den vergangenen Monaten vermehrt Neuanfragen erreicht hätten. „Wir unterstützen derzeit 1200 Haushalte, dies entspricht rund 2300 Erwachsenen und 1100 Kindern.“ Man sei froh über jede finanzielle Zuwendung und auch über gespendete Lebensmittel, die beispielsweise von Kindergärten gesammelt werden. „Die Tafeln helfen sich auch untereinander – wir fahren beispielsweise abwechselnd die Supermärkte in Vallendar an, um Lebensmittel abzuholen.“

Die Tafel in Cochem befindet sich in Trägerschaft des Caritasverbandes Mosel-Eifel-Hunsrück. Geschäftsstellenleiter Karl Dumont berichtet, dass einerseits die Lebensmittelspenden stark zurückgegangen und gleichzeitig die Anzahl an Bedürftigen gestiegen sei. „Da die Cochemer Tafel die einzige Einrichtung dieser Art im gesamten Landkreis ist, kommen die Menschen teils von weit her“, weiß er zu berichten. Die Cochemer Tafel versorgt rund 325 Haushalte – dies entspricht etwa 1000 Menschen. „Die Tafel lebt von Spenden und bekommt kaum öffentliche Zuwendungen“, so Dumont. Aktuell sind rund 50 ehrenamtliche Mitarbeiter für die Cochemer Tafel im Einsatz.

Daniela Essler von der Tafel Bad Kreuznach, die in Trägerschaft des Vereins „Treffpunkt Reling“ ist, erläutert, dass die Spende von HELFT UNS LEBEN zur Deckung der laufenden Kosten dient. Besonders die gestiegenen Benzinpreise für die großen Transporter, die für die Abholung der Lebensmittel benötigt werden, haben sich in den vergangenen Monaten stark bemerkbar gemacht. Derzeit versorgt die Tafel jede Woche rund 1100 Menschen, zwischenzeitlich ist die Warteliste auf mehr als 200 Plätze angewachsen. In den vergangenen Monaten seien deutlich weniger Waren bei der Tafel angekommen: Die Menschen müssten mehr aufs Geld achten und würden anders einkaufen und beispielsweise auch zu reduzierten Lebensmitteln greifen, sagt Essler.

In Koblenz wird die örtliche Tafel von einem eigenständigen Verein organisiert. Schatzmeister Dieter Weiler betont, dass die Koblenzer Tafel die großzügige Spende von HELFT UNS LEBEN in Höhe von 5000 Euro sehr gut gebrauchen kann. „Wir werden das Geld als Zuschuss für einen Hubwagen aufwenden, der 1,5 Tonnen bewegen kann“, so Weiler. Dieser sei notwendig geworden für das große Regionallager in Metternich. Dort kommen täglich rund fünf Tonnen Waren an, die die Tafel-Mitarbeiter aus den Lebensmittelgeschäften in der Region abholen. Im Regionallager werden die Waren dann sortiert und an die elf Ausgabestellen in und um Koblenz weiterverteilt. Rund 5000 Menschen in der Region werden auf diese Weise unterstützt.