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Annika benötigt dringend ein rollstuhlgerechtes Auto

Erbach. Für Bettina Badermann aus Erbach (Rhein-Hunsrück-Kreis) ist jeder Tag mit einem Kraftakt verbunden. Die 57-Jährige pflegt ihre mehrfach schwerstbehinderte Tochter Annika. Seit 25 Jahren rund um die Uhr. Sie wuchtet sie von ihrem Bett in den speziellen Rollstuhl und zurück, wickelt, füttert, umsorgt sie. Alle zwei bis drei Stunden muss Annika umgelagert werden. Bis vor einiger Zeit hob Bettina Badermann die junge Frau auch alleine in ihr Auto, um mit ihr zum Arzt zu fahren, Besorgungen zu machen oder einen Ausflug. Das geht heute nicht mehr.

Hirnhautentzündung hinterlässt bei Säugling schwere Schäden

Annika kam vor 25 Jahren als gesundes Baby zur Welt. Doch vier Tage nach ihrer Geburt traf die Familie das Schicksal mit voller Wucht. Annika bekam eine Hirnhautentzündung und eine Blutvergiftung. In Folge dessen erlitt sie eine schwere Hirnblutung und lag 14 Tage im Koma. „Die Ärzte wollten die Geräte ausschalten, weil sie nicht daran geglaubt haben, dass Annika überlebt“, sagt Bettina Badermann. Sie macht eine Pause, fügt hinzu: „Aber ich wollte das nicht. Und ich denke, das war auch gut so.“ Denn der kleine Säugling kämpfte sich zurück ins Leben.

Doch die Hirnhautentzündung hatte Annikas Gehirn schwer geschädigt. Seitdem ist sie blind und hat keine Kontrolle über ihren Körper. Sie kann nicht stehen, nicht alleine essen, und kaum sprechen. Hinzu kommen epileptische Anfälle, mit denen die 25-Jährige regelmäßig zu kämpfen hat.

Annika sitzt in ihrem Rollstuhl, in der Hand einen gelben Plastikring. Sie steckt ihn in den Mund und kaut darauf herum. Auf ihrem Bett im Wohnzimmer liegen allerlei Babyspielzeuge, mit denen sie sich beschäftigen kann. „Sie ist wie ein kleines Baby“, sagt ihre Mutter. Alles, was sie in die Hand nimmt, erkundet sie mit dem Mund. Und wenn es dann noch rasselt oder klackert, ist die Freude groß.

Als Annika 16 Jahre alt war, versteiften Ärzte in einer elfstündigen Operation ihre Wirbelsäule. „Annika hat in jedem Wirbel eine Titanschraube und Metallstäbe“, erzählt ihre Mutter. Hinzu kommt, dass Annikas linke Hüftpfanne nicht ausgebildet war, weil sie nie auf eigenen Füßen stehen konnte. Die Ärzte entfernten den Oberschenkelkopf und versahen ihn mit einer Titanplatte. Ein Bein ist nun 14 Zentimeter kürzer als das andere. „Sie wird niemals laufen können. Deshalb haben sich die Ärzte zu dieser OP entschieden, um ihr die Schmerzen zu nehmen, die sie hatte“, sagt ihre Mutter.

Unter der Woche besucht Annika die Tagesförderstätte der Lebenshilfe Rhein-Hunsrück in Kastellaun – an vier Tagen halbtags und einen Tag ganztags. Dies sind heute die einzigen Gelegenheiten, zu denen Annika das Haus verlassen kann. Denn Mutter und Tochter stehen vor einem großen Problem. Vor zwei bis drei Jahren schaffte es Bettina Badermann noch, ihre Tochter in einen speziellen, dem Körper angepassten Sitz ins Auto zu heben und sie festzuschnallen. Anschließend verstaute sie Annikas Rollstuhl im Kofferraum.

Heute ist Annika eine junge Frau geworden, hat in den vergangenen Jahren zehn Kilo zugenommen und wiegt heute 50 Kilo. Hinzu kommt: Die Anstrengungen der vergangenen Jahre sind auch an Bettina Badermann nicht spurlos vorbeigegangen. Sie hatte vier Bandscheibenvorfälle, bekam im September 2014 das erste künstliche Kniegelenk eingesetzt, im Juni 2016 das zweite. „Ich bekomme meine Tochter gerade noch so auf ihr Bett gehoben“, sagt Bettina Badermann.

HELFT UNS LEBEN, die Hilfsorganisation unserer Zeitung, will Mutter und Tochter aus ihrer derzeit ausweglosen Situation helfen. Denn Annika benötigt ein Spezialfahrzeug, in das ihr Rollstuhl einfach über eine Rampe hineingeschoben wird und in dem sie im Rollstuhl sitzen bleiben kann. Da Annikas Wirbelsäule seit der großen Operation sehr empfindlich ist, muss das Fahrzeug auch hydraulisch gefedert sein, um die Stöße abzufangen.

Doch Bettina Badermann kann sich ein solches Spezialfahrzeug nicht leisten. Sie ist auf staatliche Unterstützung unter anderem durch Hartz IV und Pflegegeld angewiesen, weil sie nicht arbeiten gehen kann. Wenn Annika einen epileptischen Anfall hat, muss Bettina Badermann zur Stelle sein und schnell jemanden suchen, der ihre Tochter aus der Tagesförderstätte abholt. Oder Annika kann die Einrichtung gar nicht erst besuchen, wenn sie am Abend zuvor gekrampft hat. Das passiert ungefähr einmal in der Woche. „Welcher Arbeitgeber macht das schon mit?“, fragt ihre Mutter. Deshalb will sich HELFT UNS LEBEN jetzt um ein passendes Fahrzeug kümmern.

Seit mehr als zwei Jahren versucht Bettina Badermann alle notwendigen Einkäufe und Behördengänge zu machen, wenn ihre Tochter in der Tagesförderstätte ist. Ist ihre Tochter aber krank oder die Einrichtung geschlossen, ist das nicht möglich, weil Annika nicht alleine zu Hause sein kann.

Keine Möglichkeit, ohne Hilfe gemeinsam das Haus zu verlassen

Bettina Badermann kann ihre Tochter weder zum Facharzt fahren, noch Ausflüge mit ihr unternehmen, sie zum Friseur fahren oder Bekannte besuchen. Ihr Leben daheim in dem 200 Jahre alten Bauernhaus in Erbach beschränkt sich auf das Erdgeschoss. Mit ihrer Tochter schläft Bettina Badermann gemeinsam im Wohnzimmer. Die Räume sind eng. Die Treppe ins Obergeschoss können weder die Tochter noch die Mutter erklimmen. Dort oben wohnt der erwachsene Sohn von Bettina Badermann. „Wenn er nicht hier wäre, würden wir das alles nicht schaffen“, sagt sie. In seiner Freizeit neben seinem Job hilft er seiner Mutter, kümmert sich um Garten oder um Feuerholz.

Das Haus hatten noch die Eltern von Bettina Badermann gekauft, die in der Vergangenheit beide an Krebs gestorben sind. Sie besaßen keine Restschuldversicherung. Das Haus muss Bettina Badermann weiter abbezahlen. Auch der Vater von Annika und ihrem Bruder ist bereits verstorben.

HELFT UNS LEBEN bittet um Spenden für das Mädchen und seine Mutter. Die Bankverbindung lautet: HELFT UNS LEBEN, Sparkasse Koblenz, IBAN: DE72 5705 0120 0000 0013 13, Betreff: Annika.

Foto: Alleine kommen Annika Badermann (vorn) und ihre Mutter Bettina nur bis an die Rampe vor ihrer Haustür. Dann ist Schluss. Die Auffahrt zu ihrem Haus in Erbach ist steil, geschottert und mit dem Rollstuhl nicht zu bewältigen. In ihr Auto kann Bettina Badermann ihre Tochter nicht mehr allein heben. HELFT UNS LEBEN will die Anschaffung eines Fahrzeugs unterstützen, in das Annikas Rollstuhl hineingefahren werden kann. Foto: Denise Bergfeld