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Sieben Wanderer: Für die Flutopfer über die Alpen

Rosenheim/Atzelgift. Eigentlich wollten die sieben Männer im besten Alter demnächst wieder gemeinsam zum Skifahren aufbrechen, wie sie es schon seit mehr als 30 Jahren jeden Januar tun. Doch wie so vielen kam auch den „Jungs“, die sich die „Nistertaler Skifahrer“ nennen, die Corona-Pandemie dazwischen: „Die Skitouren nach Ellmau in Österreich und Wolkenstein in Italien mussten wir stornieren“, berichtet Albert Ottersbach (69) aus Malberg. „Da haben wir uns eine Alternative ausgedacht – und zugleich kam uns die Idee, etwas Gutes für die Flutopfer an der Ahr zu tun.“

Die Idee der sportlichen Männer aus dem Kreis Altenkirchen und dem Westerwaldkreis ist eine Überquerung der Alpen per Pedes, eine einwöchige Wanderung von 120 Kilometern in sechs Etappen, bei der man dann für jeden marschierten Kilometer Sponsorengelder sammeln will. Sofort seien alle einverstanden gewesen, berichtet Ottersbach, und man entschied sich für die Route von Garmisch-Partenkirchen nach Meran über Mittenwald, Leutasch, Landeck, Reschen und Naturns. Gestartet werden soll am Dienstag, 10. August, in Garmisch; dort reist das Septett in zwei Pkws bereits montags an. Am Sonntag, 15. August, wollen die wanderfreudigen Sieben ihr Ziel Meran erreicht haben, wollen dann per Bahn oder Bus zurück nach Garmisch-Patenkirchen fahren und einen Tag später zurück in den Westerwald reisen.

„Täglich wollen wir zwischen 15 und 20 Kilometer schaffen“, berichtet Josef Schumacher (64) aus Luckenbach. „Der Höhenunterschied bewegt sich zwischen 150 und 900 Metern. Jeder wird einen Rucksack mit dem Notwendigsten tragen.“ Regenfeste Kleidung zum Wechseln und gute Wanderschuhe gehören natürlich dazu, ferner Wanderstöcke, Sonnenschutz, Essen, Trinken und ein medizinischer Notfallkoffer.

Durch die beeindruckende Partnachklamm in Garmisch geht’s nach Mittenwald, dem Ort der Geigenbauer und der Lüftl-Malerei. Es folgt Leutasch, von hier geht es hinab ins grüne Inntal, dann vom historischen Marktort Telfs, vorbei an den beliebten Ötztaler und Pitztaler Alpen, nach Landeck, von hier zum Reschenpass sowie zum Schwarz- und Grünsee, hinauf zum Dreiländergrenzstein, wo sich Italien, Österreich und die Schweiz begegnen – mit herrlichem Ausblick bis nach Italien und in die Schweiz. Über mehrere Almen soll es dann hinab zum riesigen Reschensee mit der versunkenen Kirche von Graun gehen. Weitere Etappen sind das Naturschutzgebiet Haldensee und der Sennenort Burgeis. Malerische Wiesen- und Waalwege führen zum schönen Ort Schluderns und durch Wein- und Apfelgärten nach Naturns. Nach einer Woche will man den Meraner Höhenweg erreichen – mit seinem atemberaubenden Panorama auf das Vinschgau, die Dolomiten, das Ortler-Massiv und viele andere Berge. Weil sich die sieben Alpinisten in der Bergwelt gut auskennen, verzichten sie bei ihrem Unternehmen auf eine Führung. „Aber ein treuer Begleiter wird sich uns anschließen“, sagt Alois Becker (69) aus Atzelgift und deutet auf einen Schäferhund. „Er heißt Falco und wird uns immer ein paar Meter voraus sein. Wenn es mal brenzlig werden sollte, kann er uns warnen.

“Neben der sportlichen Herausforderung begleitet die Gruppe der Gedanke an die Not der Geschädigten und Opfer im Ahrtal. Deshalb hat man beschlossen, dass jeder Teilnehmer pro Kilometer erwanderter Strecke einen Euro spendet. 120 mal sieben bedeutet 840 Euro. „Wir freuen uns“, sagt Ottersbach, „über die Zusage der heimischen Sparkasse, die dann noch 500 Euro beisteuern will“. Zugleich kann jeder, der die Wanderer unterstützen und so den Flutopfern helfen möchte, ebenfalls einen Geldbetrag pro Kilometer dazugeben. „Das können zehn Cent pro Kilometer sein, das wären dann zwölf Euro; oder 50 Cent, das wären 60 Euro; das können natürlich auch gern zehn Euro pro Kilometer sein – dann könnten wir 1200 Euro mehr an die Ahr überweisen“, schmunzelt Wolfgang Bäcker (65) aus Atzelgift.

Bereits im März haben die sieben Bergwanderer damit begonnen, auf heimischen Strecken im Westerwald intensiv zu trainieren. Ihr Fazit laut Peter Mockenhaupt (60) aus Rosenheim: „Einfach wird die Alpenüberquerung wohl nicht. Der Weg erfordert Kondition, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und insbesondere Achtsamkeit. Aber es hat auch einen besonderen Reiz und wird bestimmt super – vor allem, wenn wir einen dicken Scheck an die Flutopfer senden können.“Vorsorglich sind die Wanderer alle gegen Corona geimpft. So hofft man, problemlos in bewirtete Hütten einkehren und so manche Etappe mit einem kühlen Tropfen bei gutem Essen krönen zu können.

Wer für die Flutopfer pro gewanderten Kilometer spenden möchte, überweist an die RZ-Hilfsorganisation HELFT UNS LEBEN: DE72 5705 0120 0000 001 313; Stichwort: Flut. Den Betrag dann an Albert Ottersbach durchgeben, damit am Ende die Spendensumme ermittelt werden kann (0171/428 42 65).

Foto: Die muntere Truppe aus den Kreisen Westerwald und Altenkirchen will die Alpen für den guten Zweck überqueren. Mit einer Wanderung werden Spenden für die Flutopfer an der Ahr gesammelt: Dirk Strauch (55), Josef Schumacher (64), Wolfgang Bäcker (65), Peter Mockenhaupt (60), Albert Ottersbach (69), Alois Bäcker (69) und Herbert Ehl (67). Auch Hund Falco ist dabei. Foto: Peter Seel