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Unsere Leser helfen

Die Hilfsbereitschaft der Leserinnen und Leser der Rhein-Zeitung ist überwältigend: Bis zum Montagnachmittag waren bereits mehr als 100 000 Euro auf dem Spendenkonto von HELFT UNS LEBEN eingegangen. Manuela Lewentz-Twer, Vorsitzende der Hilfsaktion unserer Zeitung, berichtet: „Man möchte sofort losfahren und helfen, helfen, helfen. Aber im Moment ist es erst einmal das Beste, ein wenig abzuwarten und erst dann in Gesprächen mit den zuständigen Behörden zu schauen, wo man Gutes tun kann, ohne die übrigen Abläufe zu stören.“ Daher werde man jetzt zunächst weiter schauen, wie sich der Spendeneingang entwickelt, und dann Kontakt zum Landratsamt in Bad Neuenahr-Ahrweiler aufnehmen. „Wir haben dazu auch schon einen Beraterkreis aus orts- und fachkundigen Unternehmern, der uns dabei helfen soll“, sagt Lewentz-Twer weiter. Unter anderem der Weinversand Brogsitter habe sofort Kontakte geknüpft. Diese so ermöglichte zielgerichtete Hilfe, das weiß man auch bei HELFT UNS LEBEN, wird immer wichtiger werden, je weiter die Phase der akuten Nothilfe in den Hintergrund tritt und die Phase des Wiederaufbaus voranschreitet. Am Wochenende war jedoch auch HELFT UNS LEBEN mit einer eigenen Aktion in Bad Neuenahr unterwegs. Eine Bekannte hatte Lewentz-Twer auf diese Möglichkeit angesprochen, und gemeinsam mit der im Kreis Ahrweiler bekannten Firma Heiko legte man sofort los: Ein mobiles Verkaufsfahrzeug der Firma wurde von Geschäftsführer Oliver Hofrath mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kindernahrung und anderen Produkten bestückt und rückte in der Kurstadt aus. Rund 400 Familien konnten auf diese Weise versorgt werden. „Bei den Betroffenen ist die Aktion sehr gut angekommen“, berichtet Lewentz-Twer. Die Menschen hätten sich über den Zuspruch und die Unterstützung sehr gefreut und sich auch vielfach dafür bedankt. Neben der materiellen Versorgung sei dabei noch ein weiteres Thema sehr wichtig gewesen: „Der seelische Schaden ist neben den materiellen Schäden, die immens sind, sehr groß. Immer wieder wurden uns erschütternde und dramatische Geschichten erzählt. Es ist unvorstellbar, wie viele Menschen alles verloren haben. Hinzu kommen die vielen Toten. Jeder kannte mindestens einen persönlich.“ Als besonders schwierig habe sich herausgestellt, überhaupt über das Hilfsangebot zu informieren. „Viele Telefonleitungen sind zerstört. Also haben wir einen Aufruf in den sozialen Netzwerken gestartet. Gleichzeitig ist meine Bekannte aber auch in Bad Neuenahr durch die Straßen gelaufen“, sagt Lewentz-Twer. Darin zeige sich die große Stärke von HELFT UNS LEBEN: „Wir kennen uns aus und helfen zusätzlich, wo andere nicht oder noch nicht hinkommen.“ Das mit der Kreisverwaltung noch abzusprechende Konzept solle, sagt Lewentz-Twer weiter, spätestens im August greifen. Bis dahin hofft sie auf weitere Spenden. Aber schon die jetzt zur Verfügung stehende Summe habe all ihre Erwartungen übertroffen. „Die Leserinnen und Leser kennen und vertrauen uns. Ich bin, das darf man auch in einer solchen Situation sagen, stolz auf sie. Eine so hohe regionale Verbundenheit und Anteilnahme ist absolut außergewöhnlich. Sie ist uns ebenso Auftrag wie Verpflichtung, mit den uns anvertrauten Mitteln angemessen umzugehen“, sagt Lewentz-Twer. Lars Hennemann

Der Osten hilft dem Westen: In Brandenburg läuft eine Hilfsaktion für Sinzig und andere Orte an Der Anruf kam am Wochenende: Claus Liesegang, Chefredakteur der in Frankfurt an der Oder erscheinenden „Märkischen Oderzeitung“, hatte alte Kontakte zu Lars Hennemann, dem neuen Chefredakteur unserer Zeitung, bemüht, um ihm eine spontan entstandene Idee zu präsentieren. „Damals, beim Hochwasser an der Oder, wurde uns geholfen. Jetzt wollen wir helfen“, schilderte Liesegang die Ausgangslage. Alles, was man brauche, seien konkrete Projekte, auf die man sich beim Spendensammeln konzentrieren sollte. Eines war nach kurzer Rücksprache schnell gefunden: der Wiederaufbau der Einrichtung der Lebenshilfe in Sinzig. Sie ist nicht nur wegen tragischer Todesfälle hart von der Katastrophe getroffen worden. Liesegang nahm diesen Vorschlag am Sonntag mit, und alle Beteiligten in Frankfurt stimmten bereits am Montag zu. Beim Sammeln der Spenden kooperiert die „Märkische Oderzeitung“ mit dem Landkreis Märkisch Oderland. Die Rhein-Zeitung wird ihrerseits Kontakt zum Landkreis Ahrweiler herstellen und auf diese Weise alle an einen Tisch bringen, die bei einer solchen Aktion miteinander reden müssen. Dabei soll noch ein zweites Projekt im Kreis Ahrweiler identifiziert werden, für das die Brandenburger ebenfalls spenden können. Die „Märkische Oderzeitung“ will darüber hinaus auch Projekte in anderen betroffenen Regionen unterstützen. So wolle man, sagte Liesegang am Montag, auch Kontakt zum „Kölner Stadtanzeiger“ und zum „Trierischen Volksfreund“ aufnehmen. Auch aus dem Bereich der „Lausitzer Rundschau“, einer Schwesterzeitung der „Märkischen Oderzeitung“, sollen Spenden nach Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen fließen. „Die Aktion erstreckt sich also über große Teile von Brandenburg und reicht bis nach Sachsen“, sagte Liesegang. Auf diese Weise entstehe inmitten der Not etwas Neues: „Jetzt hilft der Osten dem Westen. Zuvor ging es immer in die andere Richtung.“ Die Hilfswelle rollt: Was die Menschen in den betroffenen Gebieten wohl am dringendsten brauchen, sind Strom und sauberes Trinkwasser. Das Technische Hilfswerk hat dafür eine Trinkwasseraufbereitungsanlage vor dem Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr aufgebaut. Die Bundeswehr fliegt im Minutentakt Hilfsgüter von der Sammelstelle am Nürburgring in die nur schlecht erreichbaren Orte. Und auch unsere Leser zeigen ihre Solidarität und spendeten bislang mehr als 100 000 Euro an unsere Hilfsaktion HELFT UNS LEBEN. Der Verein war mit einem Verkaufsfahrzeug in der Kurstadt und versorgte 400 Familien mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Fotos: dpa (3), privat „Der seelische Schaden ist neben den materiellen Schäden, die immens sind, sehr groß.“ Bei der Ausgabe der Hilfsgüter haben die Betroffenen Manuela Lewentz-Twer erschütternde Geschichten erzählt. „Wir kennen uns aus und helfen zusätzlich, wo andere nicht oder noch nicht hinkommen.“ Das ist laut Manuela Lewentz-Twer die große Stärke von HELFT UNS LEBEN.