Menü

Da­mit Lu­cas ein ganz nor­ma­ler Jun­ge sein kann

Kart­hau­se. Der sie­ben­jäh­ri­ge Lu­cas Ur­bisch sitzt schon sein gan­zes Le­ben lang im Roll­stuhl. Der Jun­ge von der Kart­hau­se kam als Früh­chen auf die Welt, neun Wo­chen vor dem ei­gent­li­chen Ge­burts­ter­min. Seit­dem lebt er mit der Krank­heit Pe­riv­en­tri­ku­lä­re Leu­ko­ma­la­zie (PVL). Da­durch hat er Zys­ten im Kopf. Die Fol­ge: Er kann sei­ne Bei­ne mo­to­risch nicht kon­trol­lie­ren und hat Spas­ti­ken. Sei­ne Be­hin­de­rung ist rein kör­per­lich, nicht geis­tig.

Lu­cas‘ El­tern, Me­la­nie Ur­bisch und Den­nis Lang­stein, fi­nan­zier­ten sich vor vier Jah­ren ei­nen roll­stuhl­freund­li­chen Neu­wa­gen. Im Sep­tem­ber hat die Bank die Wei­ter­fi­nan­zie­rung jetzt aber ab­ge­lehnt. Der Grund: ein ne­ga­ti­ver Schu­fa-Ein­trag. Ur­bisch er­zählt: „13 000 Eu­ro Schluss­ra­te hat man nicht mal ge­ra­de un­ter dem Kopf­kis­sen lie­gen.“ Die Fa­mi­lie braucht das Au­to al­ler­dings drin­gend. Es gibt ihr – und vor al­lem Lu­cas – Un­ab­hän­gig­keit. Glück­li­cher­wei­se hat sich die Fa­mi­lie an HELFT UNS LE­BEN ge­wandt, die In­itia­ti­ve un­se­rer Zei­tung für Kin­der und Fa­mi­li­en in Not. Mit de­ren Hil­fe wird die Fa­mi­lie in we­ni­gen Wo­chen wie­der ein Au­to ha­ben. Sie muss nur noch war­ten, bis der Wa­gen be­hin­der­ten­freund­lich mit ei­ner Ram­pe um­ge­baut ist.

In den kom­men­den Mo­na­ten ist es für die Fa­mi­lie be­son­ders wich­tig, mo­bil zu sein. Für Lu­cas ste­hen zwei Ope­ra­tio­nen in der Uni­kli­nik in Köln an. Sei­ne Spas­ti­ken sind da­nach hof­fent­lich wie­der et­was schwä­cher. Das ist aber nicht der ein­zi­ge Grund, war­um ein Wa­gen für die Fa­mi­lie so wich­tig ist. Er gibt Lu­cas die Frei­heit, ein ganz nor­ma­ler Jun­ge zu sein.

Sei­ne gro­ße Lei­den­schaft ist Fuß­ball. Bei­na­he je­des Wo­chen­en­de fah­ren sei­ne El­tern mit ihm los, um ein Spiel zu schau­en. „Er ist FC-Bay­ern-Fan“, sagt sein Va­ter und lacht: „Von mir hat er das aber nicht.“ Sei­ne Mut­ter fügt hin­zu: „Wenn er ein Fuß­ball­spiel im Fern­se­hen schaut, ist er so ver­tieft, dass er nicht mehr an­sprech­bar ist. Fuß­ball ist sei­ne Welt.

“Der Sie­ben­jäh­ri­ge kennt nur den Roll­stuhl. Für ihn ist er Nor­ma­li­tät, meis­tens. Lang­stein er­zählt, dass sein Sohn manch­mal sagt: „Pa­pa, ich will auch Fuß­ball spie­len.“ Der Va­ter ant­wor­tet dann: „Du spielst, auf dei­ne ei­ge­ne Art und Wei­se.“ Lu­cas trai­niert ein­mal die Wo­che im VfR Ein­tracht Ko­blenz auf der Kart­hau­se. Er wirft dem Tor­wart die Bäl­le zu.

Ne­ben Fuß­ball macht der Sie­ben­jäh­ri­ge Roll­stuhl­sport, trifft sich mit Freun­den, schwimmt, liebt Tie­re und Zoo­be­su­che. Ein Au­to ist da un­ent­behr­lich. Lang­stein er­zählt: „Vom Kopf her ist Lu­cas wei­ter.“ Für vie­le all­täg­li­che Din­ge, die an­de­re Kin­der in sei­nem Al­ter selbst­stän­dig meis­tern, braucht er da­für Hil­fe: Zäh­ne­put­zen, Bro­te schmie­ren, schrei­ben, Spiel­zeug vom Bo­den auf­he­ben, Mes­ser und Ga­bel hal­ten. Das al­les be­rei­tet Lu­cas Schwie­rig­kei­ten.

Durch die Spas­ti­ken kann er sei­ne Be­we­gun­gen nicht steu­ern. Ur­bisch be­rich­tet, dass er manch­mal zu stark ih­ren Arm greift, bis es weh­tut. Wenn sie ihn bit­tet, lo­cker zu las­sen, dau­ert es, bis er den Be­fehl um­set­zen kann. Je äl­ter, grö­ßer und schwe­rer Lu­cas wird, des­to an­stren­gen­der wird es für sei­ne El­tern. Die OP wird hof­fent­lich hel­fen. Sein Ge­wicht spielt vor al­lem auch beim Au­to­fah­ren ei­ne Rol­le. Ur­bisch schafft es kaum noch, ih­ren Sohn in den Wa­gen zu he­ben. Sie be­rich­tet: „Un­ser All­tag ist mit ei­nem be­hin­der­ten­ge­rech­ten Au­to viel leich­ter.“ Zum Glück muss die Fa­mi­lie dar­auf nicht mehr all­zu lan­ge war­ten. Ein neu­es Au­to wird ihr den All­tag er­leich­tern und Lu­cas ein Stück der Frei­heit er­mög­li­chen, die für an­de­re Kin­der in sei­nem Al­ter ganz selbst­ver­ständ­lich ist.

Foto: Melanie Urbisch, Dennis Langstein und ihr Sohn Lucas haben sich mittlerweile an den Alltag mit Rollstuhl gewöhnt. Ein behindertengerechtes Auto würde aber vieles einfacher machen. Foto: Mareike Munsch