Saffig. Ilse Dechmann ist eine Kämpfernatur: Immer wieder musste die 59-Jährige schwere Schicksalsschläge verkraften. Im Herbst vergangenen Jahres diagnostizierten die Ärzte bei der Frau aus Saffig Lungenkrebs, der aufgrund einer Medikamentenunverträglichkeit nicht behandelt werden kann. Für die Zeit, die ihr noch bleibt, hat Ilse Dechmann einen großen Herzenswunsch: Sie möchte gemeinsam mit ihren drei Kindern und drei Enkeln Zeit auf Mallorca verbringen – dort wohnt ihre älteste Tochter Selma, dort schöpfte die 59-Jährige schon einmal neue Kraft. Mithilfe der Initiative unserer Zeitung für Familien in Not, HELFT UNS LEBEN, geht dieser Wunsch jetzt in Erfüllung.
Ilse Dechmann hat schwere Zeiten hinter sich: Die fünffache Mutter musste früh von ihrem Sohn Kenny Abschied nehmen, der im Alter von 22 Monaten verstarb. Er war herzkrank. 2010 erschütterte ein weiterer schwerer Schicksalsschlag die Familie. Tochter Laura wird im Alter von 16 Jahren umgebracht – eine Tragödie, die ihre Angehörigen bis heute nicht loslässt: „Das hat uns alle komplett verändert“, erzählt die älteste Tochter Selma Hesso.
Sie selbst hielt es nach dem Tod ihrer Schwester nicht mehr in Deutschland aus: Selma Hesso ging nach Mallorca und arbeitet dort seit sieben Jahren hart dafür, sich eine Existenz auf der Urlaubsinsel aufzubauen. Vor zwei Jahren zogen Ilse Dechmann und die restliche Familie nach. Nach aufreibenden Jahren kommen alle auf der Insel endlich etwas zur Ruhe. Dann kommt die Krebsdiagnose.
Zur Behandlung zieht Ilse Dechmann mit Tochter Sakia zurück nach Deutschland. Sie verträgt die Chemotherapie nicht und erleidet drei Schlaganfälle. Die 59-Jährige kämpft sich durch eine dreimonatige Reha, bis sie mit dem Rollator wieder kurze Strecken zurücklegen kann. Aufgrund der Schlaganfälle kann die Chemotherapie nicht fortgesetzt werden. Wie viel Zeit ihr noch bleibt, weiß Ilse Dechmann nicht. Umso kostbarer sind die Momente, die sie mit ihrer Familie verbringen kann.
Dass sie dank HELFT UNS LEBEN drei gemeinsame Wochen in Cala Rajada, wo Tochter Selma wohnt, miteinander erleben dürfen, hat die ganze Familie wahnsinnig gefreut: „Das hätten wir uns so gar nicht ermöglichen können“, zeigt sich Selma Hesso gerührt von der Hilfsbereitschaft. Wegen der Schlaganfälle darf Ilse Dechmann nicht fliegen, deswegen gestaltet sich die Anreise nach Mallorca etwas komplizierter: Die Familie braucht einen großen Mietwagen, um neben dem Gepäck auch Rollstuhl und Rollator transportieren zu können. Des Weiteren muss die kleine Reisegruppe mehrere Übernachtungsstopps einplanen, da Ilse Dechmanns Gesundheitszustand es nicht zulässt, lange Strecken im Auto zurückzulegen. Für die Überfahrt mit der Fähre von Barcelona nach Mallorca ist eine Kabine reserviert, in der sich Ilse Dechmann ausruhen kann.
Die Schwestern Selma und Sakia Hesso sowie Enkelin Cecilia fahren mit der 59-Jährigen im Auto nach Spanien, die weiteren Familienmitglieder legen die Strecke mit dem Flugzeug zurück. Auf Mallorca verbringen die Angehörigen drei gemeinsame Wochen, bevor die Ärzte dann in Deutschland Ilse Dechmanns Krebserkrankung mit einer Immuntherapie weiterbehandeln. „Auf Mallorca kann Mama ein bisschen Kraft dafür sammeln“, hofft Selma Hesso.
Die Zeit, die Ilse Dechmann bis zu ihrer Erkrankung auf der Insel verbrachte, half ihr damals sehr dabei, das in Deutschland Erlebte zu verkraften, weiß ihre Tochter. Die Momente, die die Familie gemeinsam auf Mallorca erleben wird, sind wertvoll: „Mama ist ganz hin und weg, dass sie ihre geliebte Insel noch mal sehen kann“, freut sich Selma Hesso.
Foto: Für Ilse Dechmann (2.von rechts) geht ein Herzenswunsch in Erfüllung: Sie bricht mit ihren Töchtern Selma (rechts) und Sakia Hesso (links) und Enkelin Cecilia zu einer letzten Reise nach Mallorca auf, um sich im Kreise der Familie von ihrer Lieblingsinsel zu verabschieden. Foto: Ingrid Geisler