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Triumph und Tragödie lagen dicht beieinander

Hans Kammerlander hält Vortrag in Liebshausen

Liebshausen. Die Faszination der Berge – auch im Hunsrück und am Mittelrhein sind naturverbundene und sportlich ambitionierte Menschen infiziert mit diesem Bazillus. Ein Multivisionsvortrag mit dem Extrembergsteiger Hans Kammerlander in Liebshausen war der Beweis dafür. Der Bauunternehmer Volker Schmitt – ebenfalls ein Infizierter – hat den Südtiroler eingeladen. Innerhalb weniger Tage waren die 450 Karten ausverkauft. 5000 Euro aus dem Ticketverkauf und zusätzlich noch der komplette Gewinn aus dem Verzehr des Abends fließt an HELFT UNS Leben, der Hilfsorganisation der Rhein-Zeitung.

Hans Kammerlander gehört zu den ganz Großen der Bergsteigerszene. 13 der 14 Achttausender hat bestiegen, dabei hat er Triumphe und Tragödien erlebt. Trotz allem verlor er nie seine Ursprünglichkeit, seine Bodenständigkeit und tiefe Verbundenheit zu seiner Südtiroler Heimat. Kammerlander lebt immer noch in Ahornach, dem Dorf, in dem er vor 61 Jahren geboren wurde.

Und hier im Südtiroler Ahrntal begann Kammerlanders Reise in sein Bergsteigerleben. Aus purer Neugier begann er schon als Junge die Berge seiner Heimat zu erkunden. Gipfel um Gipfel stieg er ein in eine unbekannte Welt. Er entwickelte sich zum Extrembergsteiger, der heute zu den erfolgreichsten Alpinisten unserer Zeit gehört. In einer Zeit der Spezialisierung, die auch vor dem Bergsteigen nicht Halt macht, gehört er zu den letzten Allroundern, die ihre Route in jedem Terrain finden.

Im ersten Teil seines Vortrags nahm Kammerlander seine Besucher mit faszinierenden Bildern auf eine Reise durch Südtirol. Er erzählte von seinem Leben, von der bergbäuerlichen Ursprünglichkeit, die ihn tief prägte und das Fundament seines Erfolges, vielleicht auch seines Überlebens ist. Sehr viele seiner (Berg)-Kameraden hat er bei seinen Gipfeltouren verloren, sie sind abgestürzt ins Nichts, wurden zum Teil nie mehr in der Stein- und Eiswüste des Hochgebirges gefunden. Ein hoher Preis, den Alpinsten für ihre Leidenschaft bezahlen.

Extreme Aufnahmen von Klettertouren wechseln sich ab mit atemberaubende Filmsequenzen von Steilabfahrten auf Skiern und Touren ins Gletschereis: „Wenn Du dabei ausrutschst, hast Du keine Zahnschmerzen mehr.“ Kammerlander liebt die extreme körperliche Belastung und das kalkulierte Risiko bei seinen 3500 Klettertouren, darunter 50 Erstbesteigungen. Im Herbst 1961 umrundet er mit Reinhold Messner in sechs Wochen Südtirol entlang der Landesgrenzen. Sie besteigen 300 Gipfel, sind dabei 1200 Kilometer zu Fuß unterwegs, absolvieren 100 000 Höhenmeter. Messner bezeichnet Kammerlander als seinen Lehrmeister: „An seiner Seite hat sich mein Leben verändert“. Messner öffnete ihm den Weg zu den ganz hohen Bergen der Erde. Im zweiten Teil seines Vortrags steigt Kammerlander in die höchsten Berge der Welt im Himalaja. Gigantische Riesen aus Eis stehen im Mittelpunkt. Er erzählt von der Erstbesteigung des Nuptse East. 20 Expeditionen waren vor ihm daran gescheitert. Kammerlanders Expedition wird ein dramatischer Kampf mit Sturm, Eis und grimmiger Kälte. Der Vortrag mit dem bezeichnenden Titel „Am seidenen Faden“, endet mit der Besteigung des 7350 Meter hohen Jasemba. Tod und Leben, Glück und Tragödie lagen hier wie oft in der hochalpinen Welt ganz nah beieinander. Drei Anläufe waren notwendig, um den Gipfel zu erreichen. Der Erste scheiterte am Wetter. Beim zweiten Versuch stürzte Kammerlanders enger Freund Alois Brugger ab. „Plötzlich war er weg“, berichtet der Bergsteiger. Völlige Stille herrscht bei diesen Worten in der Antoniushalle. Sentimentalität würde auch für den Rest der Seilschaft den Tod bedeuten. Man steigt schleunigst ab und versucht in Angedenken an den verlorenen Freund es Tage später ein drittes Mal. Und dieses mit Erfolg.„ Die Linie zum Himmel“, so Kammlerlander, „wird geknackt.“

Kammerlander vergisst nicht die Sherpas, die nepalesischen Träger und Helfer die ihn begleiten. „Ohne ihre Unterstützung wäre die Extrembergsteigerei nicht möglich“. Aus Dankbarkeit engagiert er sich für die „Nepalhilfe Beilngries“, die 15 Schulen, ein Alters- und ein Waisenheim betreibt.

Foto: Im Anschluss an den Vortrag signierte Hans Kammerlander seine Bücher und unterhielt sich mit den Besuchern. Der gesamte Erlös fließt an HELFT UNS Leben. Den Scheck überreichten Volker Schmitt (von links) und Hans Kammerlander an HELFT UNS Leben Geschäftsführer Hans Kary.  Foto: Werner Dupuis