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Zeit zur Trauer bleibt keine übrig

Sohren. Es gibt Monate, in denen es sehr knapp ist mit dem Geld. Vor allem, wenn wie im Dezember zwei Kindergeburtstage anstehen. Marco Elteste schafft es trotzdem, den Alltag zu meistern. Als alleinerziehender Vater seine fünf Kinder durchzubringen, das ist schon Leistung genug.

Drei Jahre ist es her, seit die Familie Elteste aus Sohren das schwere Schicksal traf. Mutter Jennifer erlag im Alter von nur 30 Jahren vermutlich einem Hirnschlag. Von jetzt auf gleich standen Julian Pascal, heute 14 Jahre alt, Joel Timo (12), Etienne Collin (10), Phil Dennis (8) und Madeleine Noelle (7) ohne Mutter da. Und Vater Marco musste die Aufgabe bewältigen, die Familie trotzdem irgendwie durchzubringen. Erschwerend kam hinzu, dass Marco Elteste seinerzeit Arbeitslosengeld II bezog und nicht arbeitsfähig war. Zudem war er gesundheitlich stark eingeschränkt, unter anderem durch mehrere Bandscheibenvorfälle im Genick. Dazu gesellten sich psychische Probleme. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die einzige Einnahmequelle bilden Witwen-rente und Kindergeld.

Dennoch bekam Marco Elteste es schon seinerzeit halbwegs auf die Reihe, den Alltag mit seinen fünf Kindern, so gut es eben ging, zu meistern. Aber immer wenn größere Ausgaben anstehen, kommt die Familie an ihre Grenzen. Dringendstes Problem war im Januar 2017 der alte Opel Zafira, der in der Einfahrt in Sohren parkte, aber keinen Mucks mehr machte. Im Hunsrück ist eine Familie mit fünf Kindern ohnehin auf ein Auto angewiesen. Hinzu kam, dass Julian, der älteste Sohn, unter ADHS litt und regelmäßig nach Bad Kreuznach zur Behandlung gefahren werden musste. 

Der Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt und Vermieter der Familie, Klaus Gewehr, schaute regelmäßig nach dem Rechten und stand zur Verfügung, wenn Vater Marco mal nicht mehr weiterwusste. Hilfe kam nach dem plötzlichen Tod der Mutter am 20. November 2016 auch aus der Nachbarschaft und von Vereinen aus Sohren. Marcos Bruder half beim Einkaufen. Doch es fehlten immer noch 2000 Euro für die Autoreparatur.

„Die Familie braucht Hilfe, damit sie wieder mobil wird. Wir richten ein Spendenkonto ein“, erkannte Hans Kary, der Geschäftsführer von HELFT UNS LEBEN, der Hilfsorganisation unserer Zeitung, sofort. Knapp zwei Monate später war Familie Elteste wieder mobil. Das Spendenaufkommen durch die Leser unserer Zeitung war enorm. Und mithilfe des Autohauses Foerster aus Koblenz gelang es, dass Hans Kary gemeinsam mit der Vorsitzenden von HELFT UNS LEBEN, Manuela Lewentz-Twer, der Familie einen nagelneuen Ford C-Max auf den Hof stellen konnte.

Und mehr noch: Es war sogar noch Spendengeld übrig. Manuela Lewentz-Twer und Hans Kary waren sich schnell einig darüber, dass mit dem übrigen Spendengeld von HELF UNS LEBEN auch noch eine neue Küche drin war. Denn die betagten Elektrogeräte ließen darauf schließen, dass schon bald der nächste finanzielle Engpass auf die vom Schicksal gebeutelte Familie zukommen würde. Ende Juli war die neue Küche dann eingebaut.

Um 6.00 Uhr ist Tag, die Kinder müssen zur Schule, um 7.30 Uhr sind alle aus dem Haus. Wenn die Schule aus ist, geht der Betrieb erst richtig los – kochen, putzen, waschen und bei Hausaufgaben helfen. Bei fünf Kindern ist ohnehin immer etwas los.

20.000 Kilometer im Jahr fährt Marco Elteste mit seinem Ford von HELFT UNS LEBEN, 62.000 Kilometer hat der Wagen schon auf dem Tacho. Es war damals ein Segen, wieder mobil sein zu können.

Marco Elteste und seine fünf Kinder haben sich gefangen: „Vor einem knappen Jahr kehrte halbwegs Normalität ein. Die Kinder haben den Verlust der Mama ganz gut verkraftet“, sagt Marco Elteste. Und er selbst? „Weihnachten ist für mich quasi gelaufen.“ Der dritte Todestag von Jennifer liegt noch nicht lange zurück: „Zeit zur Trauer hatte ich keine.“

Foto: Fünfachfamilienvater Marco Elteste in der neuen, durch Spenden finanzierte, Küche. Foto: Thomas Torkler