Rhein-Lahn-Kreis. Es dauert noch knapp drei Wochen bis zum 24. Dezember, und doch fühlt es sich für Familie Geulich aus Lykershausen im Rhein-Lahn-Kreis schon jetzt an wie Weihnachten. „Ein schöneres Geschenk hätte man uns nicht machen können“, ist sich Katja Geulich sicher und zeigt auf einen VW-Transporter in der Hauseinfahrt. HELFT UNS LEBEN, die Hilfsorganisation unserer Zeitung, hat es aufgrund von Spendengeldern ermöglicht, dass die siebenköpfige Familie ab sofort mobil ist, dass sie einkaufen, Termine beim Arzt wahrnehmen und gemeinsam Ausflüge unternehmen kann.
Die Familie braucht ein ganz besonderes Auto. Eines, in dem auch Sara, Katja Geulichs älteste Tochter, problemlos mitfahren kann. Die 22-Jährige leidet unter Spina bifida, kann dadurch nicht gehen und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Hinzu kommt ihre geistige Behinderung: Ihr Entwicklungsstand entspricht dem eines Kindes im Alter von fünf oder sechs Jahren.
Spina bifida ist eine seltene (etwa eins von 1000 Kindern ist betroffen) angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Sie entsteht, wenn sich bei einem Fötus die Vorstufe der Wirbelsäule, das Neuralrohr, in der dritten bis vierten Schwangerschaftswoche nicht vollständig verschließt. Probleme beim Gehen bis hin zur Querschnittslähmung können die Folge sein, oft tritt mit der Spina bifida ein Hydrozephalus auf, eine Ansammlung von Hirnwasser in den Hirnwasserkammern verbunden mit einer Ableitungsstörung. Beides traf bei der kleinen Sara zu. Hinzu kam eine Epilepsie.
Ab sofort soll der Alltag von Saras Familie dank des Autos um einiges leichter verlaufen. „So ein tolles Auto habe ich noch nie gesehen. Jetzt braucht mich keiner mehr zu heben“, sagt Sara mehrfach. Dabei gluckst sie fröhlich und greift nach den Händen ihrer Mutter. Die beiden strahlen um die Wette. Die 40-jährige Katja Geulich, die nicht nur Familie und Haushalt schmeißt, sondern auch noch selbstständig ist, sagt: „Das hier ist mehr als Weihnachten.
“HELFT UNS LEBEN-Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer und Geschäftsführer Hans Kary machten sich Anfang September ein Bild von der Situation der Familie Geulich. Jetzt überbringen sie die erfreulichen Nachrichten. „Solche Abschlusstermine sind die schönsten. Dann bringen wir Freude ins Haus“, sagt Manuela Lewentz-Twer. Mit dabei ist auch Mark Beck, Inhaber des Autohauses Wöll in Katzenelnbogen, um den Transporter zu übergeben, der eigens behindertengerecht umgerüstet wurde. Der vorherige Wagen der Familie war nicht speziell umgebaut, hier mussten Mama Katja und ihr Mann Andreas die kleine Sara erst aus dem Rolli in den Kindersitz heben, später wieder in den Rolli. Vor drei Wochen gab der Wagen dann sogar den Geist auf. Beim Probesitzen im Transporter weiß Sara schon ganz genau, wie sie zu agieren hat: Beim Abschnallen kennt sie jeden Griff. Das weiß sie von ihren täglichen Fahrten zur Behindertenwerkstatt in St. Goarshausen. Wenn sie wieder zu Hause ist, hört sie gern Musik, spielt mit Lego oder ist einfach mit ihrer großen Familie zusammen. Zu der zählt neben vier Schwestern auch Hund Charlie, der viel Freude in Saras Leben bringt. Jetzt können die Acht gemeinsame Touren unternehmen, in einem Auto, in dem alle Platz haben und in das Sara mit dem Rollstuhl über eine Rampe hineinrollen kann – für Familie Geulich ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen.
Foto: Große Freude für Sara (Mitte) und ihre Mama Katja Geulich (rechts): Mark Beck (links) vom Autohaus Wöll in Katzenelnbogen übergab einen VW-Transporter an die Familie. HELFT UNS LEBEN-Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer (2. von links) und Geschäftsführer Hans Kary (3. von rechts) brachten damit Freude ins Haus. Auch Myriam Rose (2. von rechts), eine Bekannte der Familie, freute sich über das Geschenk. Foto: Sabrina Rödder