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Mutter kämpft um Tagespflege für Celina

Hundsangen. Die Ärzte gaben ihr kein halbes Jahr, heute ist Celina Tripp aus Hundsangen 23 Jahre alt. Sie kam schwerstbehindert zur Welt, aber die Eltern Ella und Heinz Tripp haben ihre ganze Lebenskraft aufgeboten, um das kleine Mädchen aufwachsen zu sehen. Das ist ihnen geglückt. Mit den Jahren hat Celina gelernt zu essen und zu laufen, doch sie ist nach wie vor in allen Lebensbereichen auf Hilfe angewiesen. Umso mehr, als dass ihr Papa im vergangenen Jahr gestorben ist. Mutter Ella Tripp musste sich das Leben mit ihrer Tochter komplett neu einrichten. Doch nun ist auch dieses ohnehin schwierige Lebenskonstrukt noch einmal aus den Fugen geraten, nachdem die Techniker Krankenkasse ihr die Leistungen für die 24-Stunden-Betreuung zunächst gestrichen hatte. Seit vielen Jahren begleitet unsere Zeitung das Schicksal der Familie Tripp. Unter anderem auch mit Spenden von HELFT UNS LEBEN, der Initiative der Rhein-Zeitung. Was die kleine Familie nun aber braucht, ist mit Geld nicht zu bezahlen: einen Wohnplatz für junge Menschen wie Celina.

„Die Krankenkasse hat uns die Tagesbetreuung gestrichen, weil es Celina besser geht“, erzählt Ella Tripp. Dass es Celina aber nur deshalb besser geht, weil sie auch tagsüber durch speziell geschulte Pflegekräfte betreut wurde, berücksichtigte die Krankenkasse nicht. „Innerhalb von einer Woche ist unser Leben auf den Kopf gestellt worden, und wir mussten uns von jetzt auf gleich ganz neu organisieren“, erzählt Ella Tripp. Nachts bekommt das Mädchen weiterhin Intensivbetreuung, dann muss sie beatmet und ihr Schlaf bewacht werden. Diese Hilfe ist gewährleistet.

Doch nun muss Celina auch tagsüber daheimbleiben, die Zeit in der Tagesförderstätte in Neuwied-Engers ist vorläufig vorbei. Dort wird sie nur in Begleitung einer Pflegekraft aufgenommen. Das war bisher durch die 24-Stunden-Pflegeleistung möglich. Nach Einschätzung von Ella Tripp war es ein sehr guter Tagesablauf, bei dem Celina große Fortschritte gemacht und ihre Gesundheit sich stabilisiert hatte. Ihre Mutter ging tagsüber arbeiten und hatte ihre Tochter abends wieder bei sich. Es habe immer mehr Momente gegeben, in denen Celina so etwas wie ein normales Leben genießen konnte, berichtet ihre Mutter unter Tränen. „Celina hat auch autistische Züge und braucht Kontinuität, was die Menschen und ihre Umgebung betrifft“, erklärt Ella Tripp.

Dass Celina Veränderungen nicht guttun, zeigen die vergangenen Wochen, in denen sie kränkelt, weil ihr die Übungseinheiten und die Teilhabe in der Tagespflege fehlen. „Es geht ihr schlechter und schlechter, sodass wir kürzlich sogar wieder im Krankenhaus waren, weil sie eine Lungenentzündung hatte“, berichtet Ella Tripp. Nachbarn und Freunde helfen, wo sie können. Aber sie können keine Therapien ersetzen, für die ohnehin das Fachpersonal fehlt: „Es fehlt die exakte Pflege“, betont die Mutter. Auch der zurzeit ständige Wechsel von Bezugspersonen hat seine Folgen. Celina isst wenig bis gar nicht. Die Eskalation hatte zur Folge, dass der Arzt der Familie Tripp sich eingeschaltet hat und die Krankenkasse dann zunächst die 24-Stunden-Pflege wieder bis April 2020 genehmigt hat. Doch eine Intensivpflege lässt sich nicht kurzfristig an- oder ausschalten, die müsse jetzt erst wiederaufgebaut werden, so Ella Tripp.

Zwischenzeitlich liegt der Fall beim Sozialgericht, das über den Fortgang entscheidet. „Wenn ich den Prozess verliere, muss ich das Geld für die Tagespflege sogar zurückzahlen“, sagt Ella Tripp und hofft auf einen guten Ausgang für ihre Tochter und auch für sich.

Weil es aber immer schwieriger wird, die 24-Stunden-Pflege über einen Pflegedienst zu gewährleisten, sucht Ella Tripp eigentlich einen Wohnplatz für ihre Tochter. „Wenn ich morgen selbst krank würde, dann wäre meine Tochter nicht versorgt“, denkt Ella Tripp einen Schritt weiter und hat sich schon verschiedene Einrichtungen angeschaut. Aber entweder ist die Warteliste unendlich lang, oder die Wohnform nicht für junge Menschen geeignet, die tagsüber auch beschäftigt werden müssen. Seit einem Jahr ist sie auf der Suche nach einer betreuten Wohngruppe, die zu Celina passt, in der ihre Tochter betreut und gepflegt werden kann, in der es ihr gut geht. „Ich möchte sie nicht weggeben, aber allein schaffe ich das nicht mehr.“Wer Ella Tripp Hinweise auf eine Wohngruppe geben kann, kann ihr unter ella.tripp@web.de eine E-Mail schreiben.

Foto: Zurzeit betreut Ella Tripp ihre Tochter Celina fast ausschließlich daheim. Was nur mit Hilfe von Freunden und Nachbarn möglich ist. Foto: Susanne Willke