Am Fensdorfer Bürgerhaus waren mehr als 200 Trecker zu bewundern
Fensdorf. Die Idee zur Interessengemeinschaft „Traktorfreunde Westerwald“ entstand 1998 bei einem Kneipengespräch – 20 Jahre und 20 erfolgreiche Traktortreffen später musste Reinhard Krämer, Gründungsmitglied der Traktorfreunde, feststellen: „Wir haben ein riesiges Organisationsproblem. Dieses Fest auf die Beine zu stellen ist wirklich viel Arbeit. Man muss immer schon ein Jahr vor Festbeginn planen: Wo bekomme ich die Klohäuschen her? Kann der TÜV vor Ort sein? Woher bekommen wir die Getränke?“
In den vergangenen 20 Jahren habe man einige Mitglieder der Interessengemeinschaft alters-, krankheits- oder unfallbedingt verloren. „Diese helfenden Hände fehlen uns nun“, ergänzt Krämer. Und aus der Jugend hatte sich auch niemand finden lassen, der die Festorganisation übernehmen wollte. Viele junge Leute mussten aus beruflichen Gründen aus der Gegend wegziehen. Krämer versichert aber: „Falls sich doch noch Nachfolger finden lassen, würden wir alten Hasen ihnen natürlich unter die Arme greifen.“ Doch stünden die Karten hierfür einfach schlecht.
Hilfe von außerhalb wollten die Traktorfreunde sich auch nicht holen. Krämer stellte klar: „Die Verbindung zu diesem Ort sollte schon bestehen bleiben. Und wenn wir Organisatoren von außerhalb holen würden, dann könnten wir die Preise auch nicht mehr so niedrig halten.“ Tatsächlich kostete jedes Getränk auf dem Traktorfest wieder nur einen Euro. Krämer war trotz des bevorstehenden Endes der Interessengemeinschaft bestens gelaunt: „Das Wetter passt, und mit gutem Gewissen lassen wir es heute noch einmal richtig krachen!“
Schon am Samstag war auf dem Fest für gute Unterhaltung gesorgt worden: ein ortsansässiger Musikverein, der die Interessengemeinschaft schon seit Stunde eins unterstützt hatte, spielte Countrymusik für die erschienenen Traktorfreaks.
Das Highlight des Sonntags war zweifelsohne das Geschicklichkeitsfahren. 15 Traktorfahrer stellten im Wettbewerb ihr Fahrgefühl unter Beweis: Wer kommt mit seinem Traktorreifen am nächsten an das auf einer Rampe platzierte Ei heran, ohne es durch zu viel Gas zu zerstören? Wer kann aus dem Traktorfenster heraus im Fahren das Spiel „Heißer Draht“ gewinnen? Wer kann mit seinem Traktor auf einer Metallwippe balancieren? Die stolzen Gewinner bekamen am späten Sonntagnachmittag Siegerpokale überreicht – auch für die Kategorien „schönster Traktor“ und „ältester Traktor“ gab es etwas zu gewinnen.
Und jedem Abschied wohnt ein neuer Anfang inne: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion war in den vergangenen Wochen die 30 Jahre alte Ulme auf dem Dorfplatz des Fensdorfer Bürgerhauses von Unbekannten gefällt worden. Die Pflanzenhof Schürg GmbH aus Wissen hatte den Traktorfreunden Westerwald eine Eiche vermacht, die gestern Nachmittag dort eingepflanzt wurde, wo die Ulme einst wurzelte: „Das ist unser Abschiedsgeschenk an die Ortsgemeinde und soll an die Traktorfreunde erinnern: die Eiche steht symbolisch für den berühmten Traktorhersteller Eicher!“, scherzte Krämer.
Der gesamte Erlös des Dorffestes wird wieder gespendet. Erstmals wird auch der Hilfsorganisation unserer Zeitung, HELFT UNS LEBEN, eine Geldspende zukommen.
Foto: Reinhard Krämer von den Traktorfreunden Westerwald moderierte das Geschicklichkeitsfahren: Hier geht es darum, welcher Traktorfahrer näher ans Ei kommt, ohne es zu zerstören – ein Highlight dieses und all die vergangenen Jahre. Foto: Johannes Mario Löhr